Fake-Netzwerk-Löschungen auf Facebook: So viel ist es auch wieder nicht

„Inauthentic coordinated behavior“ ist der Facebook-Sprech für Fake News und Fake Seiten, Fake Gruppen und Fake Profile. Man könnte diesen Terminus übersetzen mit „nicht authentisches koordiniertes Verhalten“. also Verhalten, das Akteure in sozialen Netzwerken an den Tag legen, indem sie Dinge posten, die für eine Interessensgruppe nützlich sind, wobei diese Gruppe aber nicht offen in Erscheinung tritt. 

Im Rahmen der „Fix-Facebook“-Initiative versucht das soziale Netzwerk offenbar nur, diesem Missbrauch entgegen zu treten. Entsprechende Unternehmensmeldungen des Zuckerberg-Netzwerks schaffen es in deutsche Normalmedien: 

In seinen Newsroom Blog hat Facebook davon berichtet, 652 Seiten, Gruppen und Accounts gesperrt zu haben, die aus dem Iran heraus über verschiedene Dienste im mittleren Osten, Südamerika, den USA und Groß Britannien agierten. Dabei sei ein Tip der Sicherheitsfirma Fire Eye eingegangen.  In einer recht eindrucksvoller Grafik zeigt das Unternehmen Verbindungen diverser Akteure, Propagandaseiten und Verbreitern von erdichteten Wahrheiten.

Facebook löscht, Presse freut sich
„Inauthentic coordinated behavior“ ist der Facebook-Sprech für Fake News und Fake Seiten, Fake Gruppen und Fake Profile

Namentlich wird das „Liberty Front Press“-Netzwerk genannt, in dem sich Sites befinden, die wie Nachrichtenseiten aufgemacht sind, tatsächlich aber von zum Beispiel iranischen Regierungsstellen gelenkt werden. Erkennbar sei dies über identische Adminaccounts und gleichlautende IP-Adressen, heißt es in dem Beitrag. 

155.000 Seitenfollower waren involviert,  2.300 Gruppenangehörige und 48.000 Instagram-Follower. Etwa 6.000 US-Dollar wurden in den USA und Australien ausgegeben, um Werbung für einen der Kanäle zu schalten. 

Diese Zahlen klingen nur auf den ersten Blick groß. Sicher will das Netzwerk in dieser Phase demonstrieren, dass man das viel kritisierte Fake-News-Schleuder-Thema ernst nehmen möchte.

We constantly have to improve to stay ahead. That means building better technology, hiring more people and working more closely with law enforcement, security experts and other companies. Their collaboration was critical to our investigation since no one company can fight this on their own.

(Quelle: „Facebook Newsroom“)

Nur nichtamerikanische Sites betroffen

Tatsächlich dürfte diese Erfolgsmeldung nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Zudem richten sich die Bemühungen Facebooks offenbar in erster Linie gehen nichtamerikanische Aktivitäten. Womöglich möchte man den Vorwürfen oder Überzeugungen entgegenwirken, Facebook werde von ausländischen Kräften missbraucht, um inneramerikanische Angelegenheiten und politische Entscheidungen zu beeinflussen. 

Inneramerikanische Akteure scheinen aktuell unangetastet zu bleiben.

Inhalte zu kontrollieren wird schwer 

Womöglich macht man ein größeres Faß auf, wenn man anfangen möchte, „Inauthentic coordinated behavior“ entgegenzutreten, das von amerikanischen Usern oder Gruppen ausgeht. Damit müsste man den gesamten Lobbybereich adressieren. Auch „Astroturfing“ (dt: „Kunstrasenbewegung“ als Kontrast zu „grass root movement„) ist eine Art „“Inauthentic coordinated behavior“, aber allgegenwärtig. Siehe dazu John Oliver in einer Last Week Tonight Episode.

Es dürfte auch schwerfallen, sich als Facebbook in die Rolle des Bewerters zu begeben, welcher Content nun „unauthentisch“ ist und welcher nicht. So gesehen ist es nun schon bemerkenswert, dass der Ultrarechtshetzer und  Verschwörungstheoretiker Alex Jones mit seinen „Infowars“-Shows gesperrt wurde (Trump ist ein großer Fan), allerdings erst, nachdem Apple den Vorreiter spielte und einige Infowars-Shows aus dem Podcastverzeichnis entfernte

In der aktuellen Staffel der US-Serie „Homeland“ wird die Figur Alex Jones von Jake Weber dargestellt. 

Schauspieler Jake Weber in „Homeland“ mit der Darstellung der Figur Alex Jones. 

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