WordPress Hosting – wer braucht das?

WordPress ist, glaubt man einschlägigen Untersuchungen, das beliebteste Content Management System, zumindest im Open-Source-Bereich. Mehr als 30 Prozent aller Websites sollen damit betrieben werden, Tendenz steigend (Quelle: w3techs.com).

Einige Hostingprovider haben diesen Trend aufgegriffen und bieten Produkte wie „Manged Hosting für WordPress“ oder „WordPress-Hosting“ an. Was steckt dahinter? Für wen sind solche Produkte interessant und was bekommt man als Kunde dafür an Mehrwert?

Die Antwort auf die Frage, ob sich ein spezifischer WordPress-Hosting-Tarif lohnt, kommt sehr auf den Preis und den Nutzen an, d.h. es kommt darauf an, was der Managed Service alles umfasst und wie einschränkend der Dienst dann wirkt, wenn es um die Umsetzung vielleicht besonderer Anforderungen geht. Diese entwicklen sich im Betrieb weiter und sind anfangs manchmal gar nicht absehbar.

Marktanteile Content Management Systeme in balken dargestellt. Stand Mai 2019. WordPress: 33,9%, Joomla 2,9%, Drupal 1,9%, Shopify 1,5%, Squarespace 1,5%, Wix 1,1%, Magento 1,0% ("Usage", Quelle w3techs).
Mehr als 60% aller neuen Websites weltweit werden mit WordPress erstellt. Dies ist das Ergebnis einer periodischen Erhebung, die auf den laut Alexa Analysedienst trafficstärksten Websites basiert. Aus einer Zählung ergibt sich der Anteil „Usage“ (grauer Balken), der bei WordPress um die 33% liegt, Tendenz steigend. Bei der Betrachtung nur der neu entstandenen Websites ergibt sich der Wert „Market Share“ (Marktanteil), grüner Balken. Stand: Mai 2019, Quelle: w3tech.com.

Es gibt keine allgemeine Definition von WordPress Hosting. Jeder Provider beschreibt den Service anders, wobei die Software keinen besonderen Anspruch an die Basistechnologie stellt. WordPress möchte etwas Serverspeicherplatz, PHP ab 5.6, eine Datenbank wie MySQL. Allerdings kann man das System durch die zur Verfügung gestellte Hardware oder entsprechende virtuelle Ressourcen optimieren. WordPress wurde als Blog-System angelegt. Inzwischen entstehen alle möglichen Seitentypen damit. Allerdings wurde WordPress nicht auf Geschwindigkeit programmiert.

Es basiert auf einer großen Anzahl, durch includes in sich greifender PHP-Skripte und vielen Datenbankzugriffen. Jede an den Browser gelieferte Webseite wird dynamisch nach Anforderung vom Server erzeugt. Dies schafft Geschwindigkeitsprobleme, die bei reichweiten Webangeboten oder Onlineshops inakzeptabel sind.

Zudem unterliegt WordPress einer stetigen Weiterentwicklung, die Updates nötig macht. Nicht nur der Kern des Systems muss ständig erneuert werden, auch die vielen Plugins (Erweiterungen) und Themes müssen mit der Zeit gehen, erkannte Fehler und Sicherheitslücken sollten schnell entfernt werden. Angesichts der immensen Verbreitung bietet WordPress für Hacker ein lohnendes Angriffsziel.

Diese Anforderungen haben diverse Provider adressiert und unterschiedliche Produkte in einigen Tarifvarianten definiert. Als Zielgruppe stehen meist Personen im Fokus, die aus Effizienzgründen oder aufgrund mangelnden technischen Know Hows im Team oder beim Webseitenbetreiber auf die Administration der Webanwendung verzichten wollen. Setup, Updates und Backup werden als Service angeboten, allerdings in unterschiedlicher Form und mit unterschiedlichen Features.

Entsprechend variieren auch die Preise: Beim Dortmunder Provider Dogado gibt es drei Tarife, die sich im Umfang der Zusatzservices unterscheiden. Im kleinsten Paket für 3,99 Euro im Monat bekommt man ein vorinstalliertes WordPress, dazu nicht näher definierte Sicherheitschecks und Updates. Das nächstgrößere Paket für 9,99 Euro im Monat bietet zusätzlich eine „Speedoptimierung“. Leider ist nicht näher beschrieben, wie diese Performanceoptimierung erreicht wird, Meist erreicht man dies mit mehr Arbeitsspeicherreservierung oder mehr Prozessorkapazität, wobei auch der Einsatz von NGINX als Alternative zum weit verbreiteten Apache-Webserver in Frage kommt und als Performance-Chance gewertet wird. Generell liegen den Tarifen bei Dogado technisch der Apache-Webserver und Speicher auf SSDs zugrunde. Möglicherweise wird ein Cache verwendet.

Erst im größten Paket für immerhin 19,99 Euro monatlich ist auch SSL-Unterstützung und Mehrsprachenfähigkeit dabei.

Bei Strato scheinen die WordPress-Pakete eher eine Ergänzung der normalen Hosting-Pakete zu sein. Ansonsten kosten diese Pakete, die sich hauptsächlich wie Hostingpakete im allgemeinen in der Anzahl an Inklusivdomains, Webspace, Mailboxes und Anzahl der MySQL-Datenbanken unterscheiden ab 1 Euro im Monat für einige Zeit ab Bestellung, wobei die regulären Kosten nach der 1-Euro-Phase von einigen Monaten bei 4, 8, 10 und 20 Euro pro Monat liegen.

Die WordPress-Tarifvarianten kosten ebensoviel wie die normalen Hosting-Varianten. SSL-Zertifikate sind hier schon dabei. Bei Ionos sind die Preise und die Leistungen ähnlich (wobei ja Strato wie auch 1&1 Ionos inzwischen zur gleichen Firmengruppe gehören, zu United Internet). Es ist nicht erkennbar, dass die Hostingpakete in der Geschmacksrichtung WordPress Performancevorteile bieten.

In einer Aktion bis August 2019 ist in den Strato-WordPress-Paketen eine .blog-Domain von KnockKnockWhosIsThere inklusive. Diese Domain-Registry gehört übrigens zu Automattic, dem kommerziellen Arm von Matt Mullenweg, Mitbegründer von WordPress.org, der Stiftung, die die Open-Source-Software WordPress herausgibt).

Deutlich mehr kostet WordPress-Hosting bei Raidboxes, einem Provider in Hannover, der sich als Spezialist für WordPress-Hosting positioniert hat. Die Tarife starten bei 15 Euro im Monat und reichen bis 300 Euro im Monat. Zudem wird WordPress auch auf virtuellen Maschinen installiert, so dass über die Ressourcen auch die Performance der mit WordPress generierten Websites bestimmt wird. Bei Raidboxes sind Core-Updates inklusive, Plugin- und Themepdates kosten extra oder sind erst in teureren Tarifen inklusive. SSL-Zertifikate sind in allen Tarifstufen dabei.

Die Spanne der Tarifkosten pro Monat ist sehr groß, allerdings wenden sich die Tarife offensichtlich auch an unterschiedliche Zielgruppen. In der höchsten Tarifstufe sind 32 GB RAM RAM, 12 vCores und 40 GB auf SSD zugeordnet. Damit dürfte auch WooCommerce sehr performant zu betreiben sein. WooCommerce ist das Shopping-Plugin für WordPress, herausgegeben von Automattic (die auch das Plugin Jetpack herausgeben), also von der schon oben erwähnten Firma von Matt Mullenweg.

Hier muss man, wenn man die Frage nach den Mehrwertkosten gegen reine Hostingkosten stellt, untersuchen, was denn die Miete virtueller Maschinen kosten würde. In vergleichbaren Serverleistungsdaten müsste man hier mit um die 50 bis 100 Euro im Monat rechnen. Eine WordPress-Installation mit Shop-Plugin könnte man auch gut auf einer Cloud-Instanz abbilden und hätte dann auch noch eine gewisse Flexibilität durch die Skalierung nach oben und unten. Allerdings – und das könnte für viele der Showstopper sein – braucht man etwas mehr Know How, um eine entsprechende Installation sicher online zu bringen. Dies ist machbar, vor allem, da Stacks mit Apache oder NGINX, WordPress und WooCommerce fertig zu haben sind.

Übrigens betreibt Automattic auch selbst einen managed WordPress-Service, und zwar unter wordpress.com. Die Server dafür dürften in den USA stehen. Hier findet der User ebenfalls ein schlüsselfertig nutzbares WordPress vor, allerdings mit einer anderen Backend-Verwaltungsoberfläche. Will man unter WordPress.com einen Blog betreiben, ist dies grundsätzlich auch kostenlos möglich, wobei sich die Performance sehr in Grenzen hält und man mit einem individuellen Domainnamen erst auf dritter Ebene leben muss. Außerdem darf WordPress.com dann Werbung in die Seiten der User einblenden. Erst wenn man in den Premiumdienst wechselt, ist eine eigene Domain möglich. Auch extern registrierte Domains lassen sich dann nutzen.

Gemessen an der Anzahl an Usern, die Blogs und Websites unter wordpress.com besuchen, gehört Automattic zu den größten Internetunternehmen:

Unique User monatlich
(nur USA)
Anzahl
Mitarbeiter
Google.com 256 Mio 98.771
Facebook.com 216 Mio 35.587
Amazon.com 206 Mio 647.500
Twitter.com 144 Mio 3.920
WordPress.com 142 Mio 887
eBay.com 107 Mio 14.000
Quelle: comScore und Automattic,
zitiert nach Automattic-Website
Stand Mai 2019

Inzwischen bietet wordpress.com fünf Tarife im Premiumbereich an. Sie reichen von 3 bis 45 Euro im Monat, wobei in den Tarifen Premium, Business und E-Commerce auch Bezahlfunktionen integriert sind. Allerdings kann man im Premium-Tarif (8 Euro/Monat) noch keine eigenen Plugins installieren. Man ist auf die beschränkt, die WordPress.com vorinstalliert hat.

Was bekommt man in der Regel an Zusatzservices bei einem speziellen WordPress-Hosting-Tarif?

Setup

Die meisten entsprechenden Produkte dürften beinhalten, dass WordPress bereits in einer aktuellen Version aufgesetzt ist. Einige User stellt die Installation möglicherweise tatsächlich vor eine Hürde. Diese kann aber durchaus überwunden werden. Dafür ist aber die Bereitschaft nötig, sich mit einigen grundlegenden Technologien und Funktionsweise auseinanderzusetzen. Zudem bieten viele Provider ein automatisches Setup als Service an, auch für WordPress, neben viele anderen populären Webanwendungen wie Drupal, Joomla, ownCloud, TYPO3 etc.

Updates

Man muss als Seitenbetreiber, der WordPress nutzt, mit häufigen Updates von Komponenten oder dem Gesamtsystem rechnen. In der jüngeren Vergangenheit sind die Takte schneller geworden. Manchmal muss man dafür einige Vorkehrungen treffen (z.B. ein Backup erstellen), wovor einige User zurückschrecken.

Dies ist heute aber viel einfacher als in früheren WordPress-Tagen möglich. Viele kleinere Updates lassen sich ohne Zutun automatisch einstellen, von Haus aus, ohne dass es einen extra Service bedürfte.

Was bei einem Managed WordPress Hosting Service oft auch geleistet wird, ist, die Themes und Plugins mit upzudaten, die von den WordPress-eigenen-Updateroutinen noch nicht erfasst werden. Dies ist aktuell noch eine Lücke, die WordPress selbst aber wohl bald schließen wird.

Weithin gefürchtet war der White Screen of Death: Nach einem Update lief die WordPress-Site plötzlich nicht mehr, weil ein Plugin inkompatibel ist. Inzwischen fängt WordPress einige Probleme ab. Nun kann sich der Administrator trotz eines Fehlers einloggen und via WordPress-Dashboard die Probleme lösen. Ältere Plugins, die nicht mehr mit der aktuellen PHP-Version funktionieren, lassen sich gar nicht mehr installieren.

Performance-Optimierung

Unter Umständen kann dies ein wichtiger Punkt sein. WordPress Hosting sollte für WordPress auch in Sachen Seitenladegeschwindigkeit optimiert sein, z.B. durch die Verwendung der Webserversoftware NGINX statt des weitverbreiteten Apache-Webservers. NGINX wird nachgessagt, im WordPress-Kontext schneller zu arbeiten. Oder es wird ein Cache standardmäßig angeboten.

In der Praxis gibt es aber viele andere Performance-beeinflussende Faktoren. Abgesehen vom Content (Theme, Plugins…) können das auch Speicherkonfigurationen sein oder die Art und Weise wie die Datenbank angesprochen wird. Mit einem Managed Service besteht zumindest die Chance, hier zu optimieren.

Backup

Regelmäßige Backups sind wichtig, allerdings gilt dies nicht nur für WordPress. Dazu gehört auch, dass es Rücksicherungsmöglichkeiten gibt. Natürlich sind Backups lästig und man neigt dazu, diese Aufgabe zu vernachlässigen. Insofern ist es gut, wenn ein Dienstleister oder Provider die Backups herstellt und vorhält. Die Frage ist dennoch, ob man sich darauf verlassen kann oder will. Es gibt Plugins, die automatisiert Backups herstellen. Ansonsten kann man auch einfach Snapshots herstellen, wenn es sich um eine virtuelle Maschine handelt oder der komplette Webspace plus Datenbanken werden vom Provider gesichert.

Cronjobs

Regelmäßige, automatisierte Aufgaben gehören zu den häufigsten Anforderungen, wenn man eine Website betreibt. Dies ist auch nicht WordPress-spezifisch.

Lock-in Effekt

Manche Features und Möglichkeiten müssen mit Einschränkungen “erkauft” werden. Damit der Provider den Dienst sinnvoll und wirtschaftlich erbringen kann, müssen Standards definiert werden, die eingehalten werden müssen, damit die Routinen funktionieren können. So sind Inkompatibilitäten mit exotischen Erweiterungen (Plugins) nicht ausgeschlossen.

Zudem kann es zum Problem werden, die komplette Installation auf einen anderen Server zu verschieben, wenn man den Anbieter wechseln möchte.

Fazit

WordPress ist freie Software, die von Tausenden freiwilligen Mitarbeitern erstellt worden ist. In jüngerer Zeit arbeitet der kommerzielle Arm, WordPress.com/Automattic an einer verstärkten Monetarisierung der Software. Glücklicherweise sehen wir aktuell noch keine funktionalen Nachteile, im Gegenteil. Die WordPress-Software (von wordpress.org) ist auf Open-Source-Technologien aufgebaut (PHP, SQL-Datenbank) und entwickelt sich rasch weiter, auch wenn einige Produkt- und Personalentscheidungen so gefallen sind, dass das Unternehmen Automattic davon profitiert.

Auf dediziertes WordPress-Hosting sollten eventuell diejenigen setzen, denen höchste Betriebssicherheit wichtig ist und das entsprechende Know How nicht im Haus ist. Das dürfte im Bereich E-Commerce wichtiger sein als im Falle eines privaten Blogs oder einer generischen Corporate Site eines kleinen Unternehmens oder eines Vereins. Bei Shops oder Sites, die viele Userinteraktionen fordern oder anbieten, spielt auch Performance einige wichtige Rolle.

Meiner Meinung nach lohnt es sich nicht, auf eine Managed-WordPress-Variante zu setzen, wenn man sich im Stadium der Professionalisierung befindet. Der Aufwand, sich einige technische Dinge anzueignen, ist überschaubar und rechtfertigt keine hohen Mehrkosten. Wenn WordPress zum gleichen Preis vorinstalliert ist, kann man gerne diese Variante verwenden, sollte sich aber mittelfristig mit dem WordPress-System vertraut machen. Man wird in Form von gewonnener Flexibilität und Entwicklungsfähigkeit belohnt.

Außerdem kann man damit rechnen, dass der Umgang mit WordPress noch leichter wird. Die Entwicklungspolitik lässt erkennen, dass WordPress in einen Bereich vordringen möchte, der aktuelll von Homepagebaukästen wie Wix, Jimdo oder Squarespace besetzt ist. Auch die Sicherheit rückte in letzter Zeit stärker in den Mittelpunkt der Weiterentwicklung.

Wer einen eigenen Server betreibt und Plesk als Admintool (Hosting-Panel) verwendet, kann auch eine Extension verwenden, das „WordPress-Toolkit“, das von Plesk entwickelt worden ist und Setup bzw. Backup und Updates per Klick im Backend möglich macht. Dies ist in den verschiedenen Varianten von Plesk inklusive.

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