Es hat sich wohl schon länger abgezeichnet, nun ist es amtlich: Die Suchmaschine Altavista wird es nicht mehr lange geben.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Yahoo-macht-Altavista-dicht-1908789.html
Damit ist die Suchmaschinenwelt um eine Alternative zu Google ärmer.
Altavista hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends gehört Altavista zu den bekanntesten und leistungsfähigsten Volltext-Suchmaschinen.Gestartet aus einem Forschungsprojekt heraus und genutzt als Demonstration für Servertechnologie, hat Altavista im Laufe der Zeit versucht, sich von der Suchmaschine zum Portal zu wandeln, um sich dann wieder auf Suche zu fokussieren.
Hier ist ein Screenshot von 1996 (Screenshots von http://archive.org/)
Das Web und das Usenet konnte man mit Altavista durchsuchen. Altavista sprach von 275.600 Servern und 30 Millionen Webseiten, die damit durchsuchbar waren plus 4 Millionen Artikel in 14.000 Usenet Groups.
1997 sah Altavista nahezu genauso aus. Es kamen mehr Links und Contentelemente dazu.
Ein Jahr später hat Altavista Tabs eingeführt, um damit Spezialsuchen zu ermöglichen. Es gab eine „Business Search“ und eine „People Search“:
Screenshot 1999
Was ist passiert? Die Internetnutzung ist populär geworden und diese Zeit war die große Zeit der Portale und der Walled Gardens (AOL, Compuserve etc.). So wurde auch Altavista portaliger. Dahinter steckte sicher der Versuch, die Nutzer an die Marke zu binden, um den vielen Traffic, den Suchmaschinen damals hatten, zu monetarisieren. Der Versuch war, die User zum Klicken auf den Content zu bewegen, wo man mehr Werbung als auf der Startseite zeigen konnte.
Screenshot 2000
Der Portalansatz hat sich noch mehr durchgesetzt. Die Seiten wurden breiter und breiter. In der Version von 2000 konnte sich die Altavista-Website an die Breite des Bildschirmfensters anpassen. Es gab Spezialsuchen u.a. für MP3, Bilder und Video.
Die Jagd nach Klicks wurde immer wichtiger: Wichtige Begriffe wurden oben unter der Suchbar platziert. Man hat Suchreiter eingeführt, Shoppinglinks wurden integriert und im zentralen Teil der Seite wurde der Katalog angezeigt. Links sieht man Newsheadlines und den Versuch, die Monetarisierung zu verbessern, indem man Aktionen und externen Content eingebunden hat. Die Suchfunktion als eigentliches Kernfeature geriet fast schon in den Hintergrund.
Screenshot von 2001
Die Suchtabs wurden offensichtlich wieder aufgegeben, steigenden Bildschirmauflösungen und größeren Monitoren hat man Rechnung getragen. Das Design State of the Art zielte damals auf eine verschlankte Optik (weiße Ränder links und rechts) ab. Die Contentspalte wurde in der Mitte zentriert.
Meiner Meinung steckte bei diesem redesign hier auch der Versuch dahinter, der Websuche wieder mehr Gewicht zu geben. Google ist im Jahre 2001 ungefähr 4 Jahre auf dem Markt und verzeichnet wachsende Erfolge. Die Portalstrategie von Altavista scheint nicht aufzugehen.
In Erinnerung dürfte vielen noch der Altavistas Babelfish sein, ein Onlineübersetzungstool.
2003 war ein entscheidendes Jahr für Altavista. Overture hat die Firma übernommen. Overture gehört zu Yahoo.
Das Altavista Redesign von 2003 kehrt zu einer sehr schlichten Website mit der Suche im Mittelpunkt zurück – ein Paradigmenwechsel, sicher als Reaktion auf Googles Erfolg. Einige Kategorien werden mit Links darunter gezeigt. Die Suchtabs für die Spezialsuchen sind wieder da.
Wie man in diesem Screenhsot von 2008 sieht, ist man diesem Weg treu geblieben. Das Directory (der von Redakteuren betreute Webkatalog) ist verschwunden.
Ab 2010 wird einfach der Yahoo-Suchindex verwendet. Altavista ist nur noch ein Frontend.
Noch ein bisschen reduzierter präsentierte sich Altavista zuletzt 2013.
Nun zieht Yahoo den Stecker: Am 8.7.2013 geht Altavista offline.