Eigentlich sollten Kommunalwahlen die Wähler doch an die Urnen treiben. Entscheidungen, die das direkte Umfeld betreffen, sollten jedem doch erstmal näher liegen als die Zusammensetzung des Bundestages oder des europäischen Parlaments. Denkt man. Dennoch liegt die Wahlbeteiligung im Kreis Gütersloh nur bei etwa 50 Prozent. Das ist kein Grund zum Jubeln, auch nicht für Parteien, die ein paar Stimmen hinzugewonnen haben.
Das Wählervotum heißt vermutlich nicht „weiter so“, sondern „es ist uns egal“. Kein spezifisches Problem im Landkreis Gütersloh. Das ist wohl in vielen Kreisen so. Aber woran könnte das liegen?
„Ist uns egal!“ statt „weiter so“
Es blieb im Vorfeld der Wahlen erstaunlich ruhig. Klar, die Städte und Gemeinden waren mit den typischen Plakaten an allen Laternen vollgepflastert. Wie immer. Und in der Tageszeitung standen wohl auch ein paar Beiträge. Umspektakulär wie immer. Aber meiner Meinung nach hat man bei keiner Partei passende und gute Kanäle gefunden, den Wählern zu erklären, was sie gestern hätten wählen sollen. Und vor allem, warum.
Warum sind die Parteien im Web so wenig dialogbereit?
Immerhin haben die Parteien Facebook für sich entdeckt. Darauf werden dann ein paar Fotos von Veranstaltungen gepostet. Aber das reicht eben nicht. Man muss schon einen Dialog führen wollen. Auf Postings von Usern sollte man eingehen. Und Facebook ist nur der Wunsch nach Shares und Likes, Facebook ist Kommunikation, Dialog, auch wenn es mal unangenehm ist. Antworten muss man in jedem Fall.
Auch ein aktiver Twitter Account gehört zu einer Kampagne einfach dazu. Darüber könnte man den Leute erklären, warum sie diesen und jeden Kandidaten wählen sollen. Unter dem Hashtag #gütersloh blieb es auch am Wahlabend sehr ruhig. Nur das Westfalenblatt hat dankenswerterweise einige Ergebnistweets abgesetzt.
Keine Partei, nicht mal die Piraten, denen man mal am ehesten Kompetenz in diesem Bereich zugesprochen hat, war sichtbar.
Inhalte Mangelware
Vielleicht traut man den zu wählenden kommunalen Institutionen aber auch überhaupt nicht zu, die Probleme zu adressieren: Wir zahlen weiter viel zu viel für Strom, Gas und Kitas, die Beschäftigungslage in den Alten- und Pflegeheimen ist weiter prekär, Innenstädte veröden durch Leerstand weiter, auch künftig sind die Gemeinden so klamm, dass hinter jedem Pfosten zwei Politessen hervorspringen müssen, wenn man es wagt, in der Innenstadt parken zu wollen.
Namen der Kandidaten merken? Wozu?
Landrat, Gemeinderat, Kreistag und dazu noch Europa – wer soll da eigentlich noch durchblicken und die vielen Kandidaten überhaupt auch nur dem Namen nach kennen? Es gibt doch gar keinen Anlass, sich die Namen zu merken.
Die Namen und Gesichter auf den Plakaten bleiben nicht im Gedächtnis, wenn sich damit kein Inhalt verbindet. Schlagworte reichen dafür nicht. Möglicherweise haben diese A0 Plakate ausgedient.
Die Wähler ignorieren euch!
Liebe Kommunalpolitiker: Die Hälfte aller Wähler und Wählerinnen ignorieren euch. Das ist das deutlichste Signal dieser Kommunalwahl im Kreis GT.