Ich habe eine kleine neue Angewohnheit entwickelt. Jede Woche, am Freitag, wenn ich mit dem Zug wieder nach Hause fahre, spreche ich laut in die Kamera, was im Onlinebereich in den vergangenen fünf Tagen so passiert ist. 5 Tage, 5 Minuten sozusagen.
Endlich: Tweets lassen sich beim Retweeten kommentieren
In der mobilen Twitter-Version (IOS) war es schon länger möglich, einen Retweet zitieren. In der Web-Variante war das bisher nicht vorgesehen. Nun kann man auch im „großen“ Browser einen Tweet zitieren und kommentieren. Als Ergebnis sieht man in der Timeline das Zitat in folgender Weise:
Nicht nur in Schrebergärten, auch auf Campingplätzen ist die Deutschlandflagge beliebt. https://t.co/qNrj50k2ME
— Markus2009 (@markus2009) 7. April 2015
Der originale, zitierte Tweet ist also als Link repräsentiert.
Dies war der Originaltweet:
Zwischen den Schrebergärten aufgezogene Deutschlandfahnen. Früher hat mich das weniger nachdenklich gemacht.
— Entfernte Bekannte (@Snougata) 7. April 2015
Auch in der IOS App ist dies mittlerweile ähnliches abgebildet. Nun zählt die eigene Anmerkung nicht mehr für die Zeichenbegrenzung. Man hat 116 Zeichen zur Verfügung:
Neu in der Twitter App (IOS): Retweets lassen sich nun kommentieren. |
Die Möglichkeit dazu findet man unter dem Retweet-Symbol. Über dem Originaltext steht dann ein Kommentarfeld, das ausgefüllt werden kann.
Deutschland doch nicht technophob?
Die Cebit Seite hat eine t3n-Kolumne neu veröffentlicht. In diesem Artikel gab es eine Entgegnung auf die These von Jeff Jarvis (Artikel in der Zeit, Artikel auf medium.com, Interview in Profil, Österreich), wonach die Deutschen technophob wären: Sie verpixeln ihre Häuserfassaden in Google Maps, verbieten Uber und wehren sich gegen Facebook, nur als ein paar Beispiele genannnt.
Alltagstechnophobie oder Kommunikationskonservativismus?
Deutsche PR-Abteilungen gelingt die generierung von Technobubbles – politisch aktive Schlagworte ohne viel Gehalt
Die Entgegnungen gegen die Jarvis-These lesen sich immer recht politisch und vielleicht ist eines der technischen Leistungen, die man in Deutschland gut hervorbringt, Technobubbles zu generieren, in dessen PR-Licht man sich dann sonnen kann: Beispielsweise Industrie 3.0 (oder auch 4.0), was immer das auch bedeuten soll.
„Sowas wie Google oder Facebook gibt es in Europa nicht, weil wie die Datenschutz und Verbraucherrechte beachten“
In den USA zählten Menschen nicht, nur der Profit und die Freiheit von Großunternehmen. Damit wäre zumindest ein wenig erklärt, warum heute führende neue Unternehmen wie Google, Facebook, Amazon, Apple allesamt in den USA beheimatet sind. Was nicht mal stimmt. Weitere Internetgiganten, die uns nur nicht so auffallen, weil uns die jeweilige Kultur ferner liegt, kommen aus China (Alibaba), Russland (Yandex) oder auch Südkorea (Daum).
In Deutschland: Individuelle Nutzer nicht im Blick der Konzerne
Also sind die Deutschen technophob und wenn ja, wie stark?
Vielleicht hilft für die Zwischenzeit ein Blick darauf, welche soziale Schichten in welchen Ländern social media nutzen. Die FAZ hat dazu einen kleinen Beitrag veröffentlicht, mit Bezug auf eine Statista-Grafik: In Deutschland ist der Anteil an Nutzern mit wenig formaler Bildung im Vergleich zur Türkei, UK, Spanien und auch Frankreich hoch. Dafür ist der Anteil der „Bildungsbürger“ wie die FAZ die Schicht mit mittlerer und hoher Bildung betitelt, niedrig. Die Unterschiede sind deutlich. Dies spricht in meinen Augen eher für die Jarvis These von der deutschen Internetskepsis.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
Angetestet: Die Periscope App von Twitter
Es gab einige Aufregung um den Streamingdienst Meerkat für IOS. Das Startup hat eine App angeboten, mit der man vom Smartphone aus Live-Bewegtbild streamen kann. Da man ja auch Zuschauer braucht, kann man seine Twitter Follower informieren. Allerdings hat Meerkat (http://meerkatapp.co) dann die Follower des Users einfach in den eigenen Dienst kopiert. Das fand Twitter nicht so toll und hat den Zugriff für Meerkat eingeschränkt, auch – wir wir nun wissen -, weil Twitter selbst ein ähnliches Angebot gelauncht vorbereitet hat, nämlich Periscope (https://www.periscope.tv).
Periscope wird als eigene App installiert. Eine Anmeldung mit dem Twitter Account ist möglich. Im Prinzip kann man dann eigentlich schon Video streamen oder sich Liveübertragungen von Menschen in aller Welt ansehen.
Meerkat und Periscope erinnern mich beide an den Roman „Super Sad True Love Story“ von Gary Shteyngart aus dem Jahr 2011 (Link zu Amazon: Super Sad True Love Story). Rezensionen finden sich sich hier (die Zeit) und hier (FAZ).
Zumindest in der deutschen Übersetzung beschreibt der Autor Äppäräte, bessere Smartphones, mit denen die Leute sich nicht nur gegenseitig scannen und neben der Bonität auch den „Fickfaktor“ ermitteln, sondern auch ihr Leben streamen können, mit Anwendungen, die so beschrieben sind, wie Meerkat und Periscope nun funktionieren.
Daher liegt die Frage nahe: Hat Shteyngart Meerkat und Periscope erfunden?
Periscope and meerkat are the surest sign yet that @Shteyngart’s future is coming true.
— Carl Franzen (@carlfranzen) 26. März 2015
Im Grunde leisten beide Apps das gleiche: Man kann direkt vom Smartphone aus das, was vor der Linse passiert streamen und seine Twitter-Follower dazu einladen, zuzusehen und zuzuhören.
Als Zuschauer kann man in Periscope Chat-artig Kommentare abgeben, die im unteren Bildausschnitt durchlaufen. Mit einem schnellen Nacheinanderklick kann der User seine Zuneigung kundtun, ein ähnliches Verhalten wie in Tumblr oder Instagram. Die Anzahl der momentanen Zuschauer wird eingeblendet, etwas, das auch in Shteyngarts Roman ab und an eine Rolle spielt.
Die Zahl der Zuschauer lag bei den Streams, die ich sah so bei 20 bis 30, Kommentare werden viele gegeben, teilweise recht niveaulos, wie gewohnt.
Inhaltlich die Leute Rundgänge durch die Wohnung, lassen sich bei der Büroarbeit zusehen, ab und an überträgt jemand Redner oder handelnde Personen. Beliebt sind Dreier- oder Viererrunden, wobei die Zuschauerzahl bis auf über 100 steigt, wenn jüngere Frauen oder Tiere im Bild zu sehen sind.
Die inhaltlich Qualität lässt sich an der Zuschaueranzahl abschätzen. Heute sah ich eine Userin durch Paris an der Seine entlanggehen. In Deutschland wäre das außerhalb eines Wlans etwas schwierig, da das UMTS/LTE – Inklusivvolumen stark angegriffen wird.
Beliebt sind – je nach Tageszeit auch Live-Aufnahmen aus Kneipen oder Bars. Interessanterweise scheint es die Leute nicht zu stören, wenn jemand ihnen das Smartphone ins Gesicht hält.
Man kann Leuten von Periscope aus auf Twitter folgen. Über neue Streams wird man benachrichtigt.
Gary Shteyngart auf Twitter (Profil): Tweets von @Shteyngart
!function(d,s,id){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0],p=/^http:/.test(d.location)?’http‘:’https‘;if(!d.getElementById(id)){js=d.createElement(s);js.id=id;js.src=p+“://platform.twitter.com/widgets.js“;fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}}(document,“script“,“twitter-wjs“);
Hosting & Cloud Computing: whd.global World Hosting Days 2015 in Rust – Einige Notizen
Die inzwischen sehr etablierte Fachmesse World Hosting Days geht heute am 26.März mit einer obligatorischen Party zu Ende.
Einmal im Jahr, bisher immer kurz vor der Eröffnung des Europaparks in Rust, einem großen Vergnügungspark am Rande des Schwarzwalds, trifft sich hier zumindest der auf EMEA ausgerichtete Teil der Branche.
Datenschutz und Sicherheit
Wichtige übergreifende Themen in diesem Jahr waren Datenschutz und Sicherheit. Edward Snowden war für eine Session aus seinem Exil per Videokonferenz zugeschaltet, ebenso der Computersicherheitsveteran Eugene Kaspersky, bekannt von der gleichnamigen Sicherheitssoftware.
Er betonte, dass es versierte Cyberkriminelle stark auf Unternehmensnetzwerke und Firmendaten abgesehen hätten. Endkunden, Konsumenten seinen natürlich betroffen, doch dort sei nicht so viel an Daten zu entwenden. Wenn wirklich lange mit hohem Aufwand an Schadsoftware entwickelt werden würde, etwa an Software, die die Firmware der Festplatten umschreiben kann, dann würde man die Angriffe gegen möglichst lohnende Ziele richten. Dazu gehörten Kraftwerke und ähnlich sensible Einrichtungen der Infrastruktur.
Virtualisierung ist inzwischen ein gelerntes Thema, unter dem Docker und Container eine große Rolle spielten. Im Hardwarebereich war oft von DDR4 die Rede, im Netzbereich von SSL mit einem leicht ängstlichen Blick auf Free SSL.
Marketing im dichter werdenden Konkurrenzumfeld
Marketing für Hostingprodukte ist ein untergeordnetes Thema gewesen. Die Messe ist eher Hardware-lastig. Einzig Parallels sieht sich ganz betont als Partner auch kleiner Hostingunternehmen und liefert jedes Jahr recht zuverlässig neue Daten aus Umfragen unter der typischen Marketingzielgruppe, den SMBs (Small and Medium Business). Das sind kleine Firmen der Größenordnung 1 bis 50 Mitarbeiter. Gemäß dieser Daten stehen auch im europäischen Markt die Zeichen auf Wachstum (Größenordnung 10 bis 20 Prozent, je nach Segment).
Zwei große Trend gelten als Bedrohung: Der Trend, dass immer mehr Unternehmen auf Contentmarketing setzen und Inhalte bevorzugt gleich und ausschließlich in Facebook oder auf Linkedin publizieren und die Dominanz großer Cloud-Serverfarmen von Amazon (AWS), Microsoft (Azure) und Google (GCP).
Bedrohungen
Tatsächlich findet ja eine recht sichtbare Konsolidierung und Konzentrationsbewegung statt. Wie also können kleinere Anbieter überleben? Es gibt einige Tools, einen neuen Marktplatz für Cloud-Dienstleistungen, Website-Builder als Software as a Service (SaaS), zum Beispiel. Mit Spannung wird auch thegrid.io erwartet.
Sicher müssen normale Webseiten nutzwertiger werden, wenn sie ihre Existenzberechtigung behalten wollen. Schließlich findet man ja dank Googlesuche alle relevanten Informationen schon auf der Suchergebnisseite (im Lokalen sind es Öffnungszeiten, im E-Commercebereich die Produkte oder der Knowledge Graph).
Insgesamt ist ein einer hoher Innovationsdruck zu spüren, der durch die Branche geht. Auf der Vermarktungsseite steigen die Herausforderungen, trotz oder vielleicht auch wegen der sich abzeichnenden Konsolidierung. Doch in jedem Jahr kommen neue Player auf den Markt, 2014 war dies godaddy aus den USA. Das Unternehmen, das nach eigenem Bekunden nun an die Börse will, hat auch die europäischen Märkte ins Visier genommen. Es bleibt also spannend.
Instagram kündigt neue Layout App an
Instagram Posting von Michelle Obama, offensichtlich schon mit der neuen Layout App von Instagram für IOS. |
Der Fotoshare-Service Instagram kündigt eine neue App namens Layout an. Die Mitteilung besagt, dass die App zunächst für IOS zur Verfügung stehen soll, einige Zeit später – Instagram spricht von Monaten – auch für Android. Als Datum wurde heute, also der 23.3.2015 genannt. Aktuell ist die App aber noch nicht im Apple Store verfügbar.
Mit der App kann der User mehrere Bilder zu einem postbaren Bild komponieren. Dafür werden einige Vorlagen angeboten. Zudem läuft im Hintergrund eine Gesichtserkennung, so dass einige Bildergruppen schon vorgeschlagen werden können. Die Bilder sollen dann per Drag and Drop vom User angeordnet werden können.
Michelle Obama scheint die App Layout schon nutzen zu können.
Besser keine informelle Mail-Adresse für Bewerbungen verwenden
Es macht durchaus einen Unterschied, ob man eine formelle oder eine eher informelle E-Mail-Adresse benutzt.
Forscher am Institut für soziale Psychologie und Organisationpsychologie an der Universität Amsterdam haben den vermuteten Zusammenhang im Bereich Job-Bewerbungen systematisch untersucht.
Als Ergebnis ist festzustellen, dass, wenn formelle Adressen verwendet werden, die Wahrscheinlichkeit einer Einstellung steigt. Als formell gilt eine Mailadresse dann, wenn der echte Name des Absenders in der Adresse abgebildet ist und kein Phantasiename oder Spitzname.
Die Stärke des Effekts ist in der Größenordnung in etwa mit dem (negativen) Effekt von Rechtschreibfehlern vergleichbar.
Informelle E-Mailadressen wirken so wie Rechtschreibfehler
Für eine theoretische Begründung zogen die Forscher das Modell der Brunswik’schen Linse heran (hier mehr zu diesem Modell). Im empirischen Teil der Untersuchung wurden die E-Mailadresse, die Rechtscheibung sowie die Schriftart variiert und (fingierte, aber passende) elektronische Bewerbungen Testpersonen vorgelegt, die über eine mögliche Einstellung des Kandidaten entscheiden können. Es handelte sich dabei um echte Rekrutierer, zu deren Aufgaben und Arbeitsalltag es gehört, über die Einstellung geeigneter Kandidaten für eine Stelle zu entscheiden.
Die Testpersonen sollten eine Einschätzung hinsichtlich der Intelligenz und diverser Persönlichkeitseigenschaften des Bewerbers bzw. der Bewerberin vornehmen.
Brunswick’schen Linsenmodell als theoretische Basis
Offensichtlich leiten Angestellte in den Personalabteilungen, die die Bewerbungen prüfen, unter anderem auch aus dem Grad der Formalität der E-Mail-Adresse Eigenschaften des Bewerbers ab, insbesondere die Ausprägung von Gewissenhaftigkeit und von kognitiven Fähigkeiten. Diese beiden Eigenschaften hängen besonders mit der angegebenen Wahrscheinlichkeit zusammen, ob jemand eingestellt werden kann oder nicht.
Quelle:
van Toorenburg Marlies, Oostrom Janneke K., and Pollet Thomas V. What a Difference Your E-Mail Makes: Effects of Informal E-Mail Addresses in Online Résumé Screening. Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking. March 2015, 18(3): 135-140. doi:10.1089/cyber.2014.0542.
Hier ist der Link zum kompletten Artikel:
http://online.liebertpub.com/doi/full/10.1089/cyber.2014.0542#utm_campaign=cyber&utm_medium=email&utm_source=pr
Sind soziale Netzwerke ein Unfall der Hosting-Branche?
Warum haben sich geschlossene Plattformen wie Facebook, Linkedin, Twitter so verselbständigen können? Was wurde aus dem freien, offenen Web und sind propretäre, soziale Inhalte- und Sharingplattformen vielleicht ein Unfall der Hosting-Industrie? Zumindest sind sie deren ernsteste Bedrohung.
Ende der 1990er Jahre waren Computeranwender endlich in der Lage, digitale Inhalte im offenen Internet selbst zu veröffentlichen. Private Publishing im neuen, offenen World Wide Web war möglich. Nicht nur Studenten an Universitäten kamen in den Genuss dieser neuen Möglichkeit. Dank technischer Dienstleister, die das Massengeschäft übernahmen, war – zumindest in freien Gesellschaften – die eigene Webpräsenz für jedermann erschwinglich und möglich. Eine neue Branche entstand, die Hosting-Branche. Für kleines Geld konnte man sich ein Bündel aus Domainregistrierung, Serverspeicherplatz und E-Mail-Dienst abonnieren.
Private Publishing im WWW anno 1997
Zu dieser Zeit gab es viele technische Beschränkungen. Feedback von Usern einzuholen und zu verarbeiten, war schwer zu realisieren. Die eingesetzten Server waren noch nicht so leistungsfähig und Speicherplatz war noch teuer. Möglichkeiten für Interaktionen und dynamische Inhalte waren gegeben, längst aber nicht selbstverständlich und eher aufwändig. Die ersten Ansätze waren Gästebücher und Feedbackformulare, vielleicht auch Umfragen und ähnliche einfache Interaktionsmöglichkeiten.
Php & MySql brachten Anwendungen wie WordPress oder SugarCRM hervor
Erst mit der Verbreitung von PHP als quelloffene und somit kostenfreie Scriptsprache für serverseitig auszuführende Anweisungen und einer Datenbanklösung, in diesem Fall MySQL, war mehr machbar. So entstand das, was einige Zeit lang als Web 2.0 bezeichnet wurde, das „Mitmach-Web“. Speicher und Prozessorkapazität war billiger zu bekommen, die Rechenzentren wuchsen.
Viele Hosting-Unternehmen haben Technologien wie PHP und MySQL unterstützt, aber es versäumt, dem Kommunikations- und Vernetzungsbedarf der Webseitenbetreiber Rechnung zu tragen. Als User konnte sich einzelne Webdokumente im Browser bookmarken, aber die Konnektierung mit Usern war schwierig. RSS/Atom/XML-Feeds sollten Contents syndidizierbar machen, setzten aber wieder eine eigene Technologie voraus.
Dank der hohen Verbreitung von PHP und MySQL entwickelte sich eine florierende Open Source Landschaft, aus der so phantastische Anwendungen wie WordPress, Joomla! und Co hervorgingen. Content im Web bereit zu stellen, war nie einfacher.
Das Modell des zufällig surfenden Users
Webseiten bezogen sich mehr und mehr auf einen Gegenstand, eine Organisation, ein Unternehmen. Verlinkungen auf andere Domains wurden seltener. Das Hypertextprinzip wurde nicht mehr voll ausgeschöpft.
Die Folge: Inhalte im Web konnten zunächst nur per manuell editiertem Webkatalog, per Linkliste oder per Suchmaschine zugänglich gemacht werden. Suchmaschinen wurden zur meistgenutzten Anwendung. Dabei basiert Googles elementarer PageRank-Algorithmus vor allem auf der Idee des Hyperlinks und dem Modell des zufällig surfenden Users, der sich von Link zu Link hangelt. Ein Modell, das der Praxis zunehmend weniger entsprach. Es gab das Bild des Surfers bald nicht mehr.
Während der großen Zeit der Google Suche war die Position auf der jeweiligen Suchergebnisseite für wichtige Keywords entscheidend. Der Traffic kommt heute mehr und mehr von Verlinkungen aus Beiträgen in Social Media Plattformen. Man liest einen Teaser online und klickt auf den Link, um den Rest der Story konsumieren zu können. Dabei ist die Story meist in Wort und Bild gekleidete Werbung, Native Advertising.
Native Advertising: Was ist Content, was ist Werbung?
Einige Inhalteanbieter, Contentaggregatoren oder -distributoren gehen sogar dazu über, Inhalte nur über Facebook oder Linkedin zu platzieren und die Story gar nicht mehr auf die eigene Website zu schreiben. Leute, die Modeblogs anbieten, präferieren heute Instagram. Das ginge schneller, ist optischer und das Teilen der Inhalte ginge einfacher von statten. Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Entscheidend ist, wieviele Augenpaare man erreicht, nicht wie viele Page Impressions auf der werbefinanzierten Webseite generiert werden. Dieses alte Web-Geschäftsmodell ist auch aufgrund der Verbreitung von Adblockern ohnehin in Gefahr. Fest steht, dass immer mehr Contents in geschlossene Plattformen verlagert wird. Das offene Web stirbt.
Steht man auf dem Standpunkt, dass das offene Web grundsätzlich ein Wert an sich ist, kann man fragen, wo ist was schief gelaufen?
Was ist aus dem offenen Web geworden – alles nur noch Timeline?
Natürlich haben auch die Apps für ohnehin schon proprietäre mobile Betriebssysteme dafür gesorgt, dass das offene Web zurückgedrängt wird. Den Hauptteil an Traffic auf Mobilgeräten erzeugen Apps, nicht der mobile Webbrowser.
Dank der Veröffentlichung von PHP und MySQL unter Open Source Lizenzen fanden Content Management System wie WordPress, Joomla!, Drupal und in Deutschland insbesondere auch Typo3 eine große Verbreitung. Dank der großen Verbreitung gab es auch große und agile Entwicklercommunities, die von Version zu Version überzeugende Features geliefert haben.
Die Open Source CMS – Lösungen wurden von Hostingunternehmen gerne aktiv angeboten. Für Kunden entstand durch die einfache Installation Mehrwert. Allerdings ist kein Benefit an die Entwicklercommunities zurückgeflossen. Sie waren von Spenden abhängig oder fanden einen Großsponsor, so dass neben der Community-Version bald eine lizenzpflichtige Version mit mehr Support und Funktionen erstellt wurde.
Wie hätte sich Open Source social software besser entwickeln können?
Einige CMS haben sich gut entwickelt, ebenso Tools wie Piwik oder CRM-Anwendungen. Leider haben es Social Media Plattformen nicht über Achtungserfolge hinaus geschafft. Leider war einem Friendica, einem Diaspora oder Elgg der große Durchbruch nicht vergönnt. Daneben gibt es noch eine Handvoll Social Media Frameworks mit einer dezentralen Struktur, die aber über das Betastadium nicht hinauskommen.
Vielleicht hätten sich die vielen Rechenzentrumsbetreiber und Hoster früher um soziale Netzwerke bemühen sollen. Es gibt offene Standards, die einen Austausch von Profildaten und Graphen ermöglichen. Damit könnte eine quelloffene, dezentrale Struktur ermöglicht werden, so wie es in Friendica auch angelegt ist.
Zu lange haben Hoster zugesehen und zumindest insgeheim darauf gehofft, dass social media ein schnell vorübergehendes Phänomen ist, dem die User bald überdrüssig werden würden. Ein Fehlschluss. Facebook und Co haben mit Hochdruck daran gearbeitet, für immer neue Zielgruppen interessant zu werden und zu bleiben. Ein Selbstläufer war das nicht, wie man am Schicksal von MySpace und StudiVZ unschwer erkennt.
Gibt es noch Leben in der Social Media Welt mit Open Source?
Die aktuelle Friendica Version trägt die Nummer 3.3.3, kann aber mit dem enormen Entwicklungstempo kommerzieller Plattformen nicht mithalten. Die User Experience ist mit Facebook oder Twitter einfach nicht zu vergleichen, von der Anzahl der Teilnehmer ganz abgesehen.
Das Problem des Sterbens des offenen Webs haben viele Unternnehmen erkannt. Einige haben sich in der Internet Defense Leage (https://www.internetdefenseleague.org) zusammengeschlossen. PHP, WordPress und Mozilla sind prominente Teilnehmer.
Eigentlich müsste auch Google daran interessiert sein, das offene, sich agil entwickelnde Web zu erhalten. Durch die Notwendigkeit, Milliarden Webseiten indizieren zu müssen, um Inhalte und Informationen zugänglich zu machen, hat Google viel Geld verdient. Die Anzeige von Werbebotschaften, die zu einer Sucheingabe passen, ist heute noch der mit Abstand größte Umsatzstrom für Google, der geringer wird, wenn immer mehr User über Social Media News und Informationen konsumieren und teilen.
Facebook Ads: Wo ist denn das Targetting in der Praxis?
Seit einiger Zeit habe ich ständig Werbung eines Herstellers für Gastro-Registrierkassen in meiner Timeline. Ich habe keine Ahnung, warum. Was habe ich mit Gastro zu tun? Kein Klick, kein Profile View deutet darauf hin, dass ich ein Café oder ein Restaurant betreibe und solches Gerät brauchen könnte. Okay, ich checkte mal in dem einen oder anderen Restaurant ein, aber ein Restaurantbesucher braucht keine Gastrokasse.
Bei Facebook kann man sich anzeigen lassen, warum die Anzeige in der Timeline steht:
Februar 2015: Das war es dann wohl endgültig mit RapidShare
RapidShare ist ein File-Hoster. Mit wenig Registrieraufwand und schlanken Websites konnte man Dateien auf die Server von RapidShare hochladen und diese mit anderen Usern teilen. Naheliegend, dass dieser Service auch gerne für urheberrechtsgeschütztes Material verwendet wurde. Dies hat die Rechteinhaber auf den Plan gerufen, die die Betreiber von RapidShare in Prozesse verwickelt hatten.
Seit kurzem kündigt RapidShare das Ende des Dienstes auf der Homepage an:
Dies berichten auch viele online Quellen wie giga.de
Als Abschalttermin wird der 31.März 2015 genannt. Bis Ende Februar kann man Standard und Premium Accounts noch verlängern, danach nicht mehr. Die Website kündigt an, dass nach dem März-Termin allle Daten und Passwörter gelöscht werden würden.
Dass das Aus für RapidShare ansteht, ist schon lange bekannt. Nun wurde ein konkreter Termin genannt.
Nun ist definitiv Schluss mit RapidShare. Ein Abschalttermin wurde genannt: 31.3.2015
Wenn die Angabe auf der Homepage stimmen, sind immer noch 150.000 bis 200.000 User jeden Tag auf RapidShare aktiv.
Gibt es denn Alternativen?
Klar. Zum einen natürlich die üblichen Verdächtigen: Dropbox, Onedrive, Google Drive. Daneben kann man auch auf die Bildspeicher zurückgreifen, zum Beispiel bei Flickr, Picasa oder dem neuen Amazon Dienst für Fotos, Cloud Drive nennen die das. 5 GB sind kostenlos für jeden verfügbar. Flickr gehört übrigens zu Yahoo, Picasa zu Google.
Will man seine Daten nicht einer amerikanischen Cloud anvertrauen (Dropbox zum Beispiel nutzt Amazon AWS), blieben noch der Cloudspeicher von Kim Dotcom namens Mega (https://mega.co.nz/). 50 GB sind kostenlos nutzbar. Ich habe Mega ein bisschen getestet (mit Safari und mit Chrome).
Immer noch wird Safari nicht komplett unterstützt. Einige HTML5-typische Funktionen werden in Safari ersatzweise mit Flash realisiert. Dennoch läuft Mega zufriedenstellend schnell.