UPDATE dazu: Siehe unter dem Beitrag
Ronja von Rönne ist eine Publizistin (Facebook-Profil), die unter Sudelheft.de (inszwischen blockiert) bis dato einen Blog geführt hat.
Was war geschehen? Don Alphonso hat das im FAZ Blog dargestellt. Die Kurzform: Die Welt (Tageszeitung) hat zum Thema Feminismus drei konträre Beiträge schreiben lassen und veröffentlicht. Der Beitrag von Ronja von Rönne befindet sich hier. Das war schon im April. Der Beitrag hat für Aufsehen gesorgt und gefällt rechtsgerichteten Meinungsträgern entsprechend gut. Sie verlinken den Beitrag, was natürlich bemerkt und angemerkt wird. Dies setzt die Autorin den Verdacht aus, selbst rechts zu stehen. Ihr Blog ist abgeschaltet – aber ist das gut so?
Natürlich wurde der Beitrag gerne auch auf Facebook geteilt und von interessierter Seite auch mal verlinkt, als vermeintliches Beispiel dafür, wie unsinnig Feminismus heute sei. So hat das auch der „Ring“ getan, die Frauenorganisation der NPD. Dagegen kann man als Autor nichts machen.
Diese Verlinkung hat eine Twitterin, die auch als Social Media Managerin für die Tagesschau (ARD) arbeitet, aufgegriffen und etwas dazu getweetet. Von Rönne sollte an einem Vorlesewettbewerb des Ingemann Bachmann Preises teilnehmen. Die Information dafür wurde von der besagten Twitterin wie folgt (pointiert satirisch bis sarkastisch wie man es auf Twitter kennt) kommentiert:
Diese Autorin wird Ihnen empfohlen von dem Jury-Vorsitzenden des Bachmannpreises und dem Ring Nationaler Frauen. pic.twitter.com/8OV0WJhOLG
— Anna-Mareike Krause (@mlle_krawall) 28. Mai 2015
Damit hat man nun Ronja von Rönne, die Autorin des feminismuskritischen Beitrags, in die Nähe nationalsozialistischer Ansichten gestellt. Das ist, finde ich, unfair. Man kann als Autor nicht festlegen, wer welche Artikel teilt und warum.
Nebenbei: Man wirft @mlle_krawall vor, dass Sie dies als ARD-Mitarbeiterin getwittert hat, wenn auch über ihren Privataccount. Ich finde, das darf sie auch. Deswegen ist der nächste Shitstorm völlig fehlangebracht. Was ich mich frage ist, wie berechtigt ist der Vorwurf, rechtsradikales Gedankengut zu verbreiten. So killt man Debatten und diskreditiert Personen.
Dieses Vorgehen, so Don Alphonso in seinem Faz Blogpost, habe auch Methode; so sei auch der Shitstorm gegen eine Lebensberaterin des Anzeigenblatts „OWL am Sonntag“ (gehört zum Westfalenblatt; Stellungnahme dazu) von interessierter Seite betrieben worden. Hintergrund: Die Frau hat ihren Job verloren, weil sie dem ratsuchenden Leser empfahl, seine Tochter nicht zu einer Hochzeit von zwei Männern mitzunehmen. Das Blatt sah eine „gravierende Fehlleistung“ als der Vorwurf der Homophobie laut wurde. Für Zwischentöne oder Differenzierungen gab es gar keinen Raum mehr. Wenn sie den Rat gegeben hat, so wie sie es tat, gab es vielleicht auch Gründe.
Die meisten, die sich am Shitstorm mit mehr oder weniger qualifizierten Äußerungen beteiligen, lesen sich nicht alles durch, fragen nicht nach Einzelheiten oder Hintergründen. Genauso wie man die Soziologin hören müsste, die den Ratschlag im Anzeigenblatt gegeben hat, sollte man auch nachlesen können, was denn Ronja von Rönne sonst so in ihrem Blog schrieb.
Angeblich, so Don Alphonso, gab es von Seiten des anonymen Anti-Nazi-Netzes ANK Frankfurt eine „Morddrohung“ gegen von Rönne. Sie hat ihren Blog erst mal abgeschaltet:
Den entsprechenden Tweet kann ich nicht mehr finden, es gibt aber einen zitierten Tweet mit folgendem Wortlaut. Darauf eine Morddrohung zu lesen, halte ich für zumindest übertrieben:
“Feminismus ist was für Unterprivilegierte.” – “Adel ist was für die Laterne”. Ca ira, Bachmannpreis, ca ira, von Rönne
(https://wurfbude.wordpress.com/2015/05/31/die-morddrohung-wie-ein-faz-ritter-mal-in-den-krieg-ziehen-wollte/)
Es gibt einige ernsthafte Solidaritätsbekundungen, um Beispiel von Jobo73 (https://jobo72.wordpress.com/2015/05/31/liebe-frau-von-ronne/ ).
Wenn man sich kontrovers zur gängigen Meinung zum Thema Feminismus stellt, ist mit Gegenwehr zu rechnen. Wer einen dann vielleicht instrumentalisiert, weiß man vorher nicht. Es kann aber nicht sein, schon vor Veröffentlichung die Schere im Kopf anzuwenden und die Gedanken nicht zu formulieren. So ungefährt funktioniert die Schweigespirale. Ich bin dagegen, dass man die Schere im Kopf anwendet oder dass man das eigene Blog abschaltet. Die Welt hat den Artikel ja auch noch online.
Shitstorms sind sicher schwer auszuhalten. Aber wie sollte man sich verhalten, wenn man sich im Zentrum des Sturms befindet, sozusagen das Ziel des Angriffs ist. Vielleicht ist es besser, ebenfalls dagegen zu halten. Nichts sagen und nicht reagieren sind womöglich nicht die besten Optionen.
UPDATE 4.6.2015
Ich lese gerade einen Post von Michael Seemann dazu, der die Rolle von Don Alphonso näher beleuchtet. Ich habe oben über einen Tweet geschrieben, der als „Morddrohung“ interpretiert und dargestellt wurde. Don Alphonso spielte wohl eine nicht rühmliche Rolle in den Web-Publikationen zu Anne Helm im Bombergate (»Artikel Tagesspiegel)