Kategorie: Analyse

  • W3C will DRM als Webstandard festlegen – nicht ohne Kritik

    Es wird wohl dazu kommen: Das W3C-Konsortium wird ein Rechtemanagement für Inhalte als Standard definieren. Es handelt sich um EME (Encrypted Media Extensions). Dieser Standard erweitert das HTML Media Element und legt unter anderem Verfahren fest, um das rechtmäßige Abspielen verschlüsselter Mediendateien im Browser oder Webanwendungen zu ermöglichen.

    Wie das System im Zusammenspiel mit Webserver, Lizenzservern, Applikation, dem Entschlüsselungsmodul und einer Medienplattform funktioniert, ist in diesem W3C-Dokument gezeigt. EME wird bereits angewendet und in Browsern wie Chrome, Edge, Explorer, Firefox und Safari bereits realisiert.

    Firefox hatte sein 2014 ein Adobe-Element an Bord, eine andere Möglichkeit, Rechtemanagement zu realisieren ist Silverlight. Firefox implementierte EME als Open Source Sandbox, damit man über das Rechtemanagement keine individuellen User tracken könnte.

    An EME gibt es aber auch heftige Kritik: So ist das Netz dann nicht mehr offen und frei, da notwendigerweise eine proprietäre Komponenten zum Entschlüsseln eingeführt wird. Die wünschenswerte Interoperatibilität ist nicht mehr gegeben. Zudem erwachsen damit Hürden für Open Source Browser und potentielle neue Browser. Lautstarke Kritik äußert auch die Electronic Frontier Foundation: 

    EME „would give corporations the new right to sue people who engaged in legal activity.“

    Quelle: It’s happening! It’s happening! W3C erects DRM as web standard • The Register

  • Google berichtet Anstieg  gehackter Websites um 32 Prozent 

    Google spricht in einer Meldung im Webmaster-Blog von einem rasanten Anstieg an gehackten Websites. Gegenüber 2015 sei die Zahl im Folgejahr um 32 Prozent gestiegen.

    Auf Basis des Safe-Browsing-Programms werden Webseitenbesitzer, auf deren Sites Schadsoftware entdeckt wird gewarnt, wenn ein Kontakt über die Google Search Console (ehemals Webmaster Tools). vorhanden ist. Auch die Besucher der Webseite bekommen im Browser in der Regel eine Warnmeldung angezeigt. Google gibt zudem einige Hinweise zur Bereinigung der Site. Nach der Bereinigung kann man seine Seite durch Google überprüfen lassen und im Erfolgsfall werden die Warnhinweise für User entfernt. Dies sei, so Google, in 84 Prozent der Fälle erfolgreich.

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  • Wo steht die deutsche Internetindustrie?

    Online Marketing Rockstar Philipp Westermeyer analysiert bei der diesjährigen OMR-Veranstaltung in Hamburg die deutsche Internetbranche im Vergleich mit den größten US-Playern: Größenunterschied Faktor 5 bis 20, je nach Betrachtung. Einbezogen sind die börsennotierten Internetunternehmen in Deutschland, also Firmen wie Zalando, United Internet etc. Fazit: So groß sind deutsche „Internetriesen“ im weltweiten Vergleich nicht. Alleine die Plattformen der Silicon-Valley-Firmen sind um ein Vielfachen (5 bis 20, je nach Lesart) größer.

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    Das war nicht immer so: 1999/2000 hatten die deutschen Internetfirmen gute Chancen, den Amerikanern Paroli zu bieten und international mitzuspielen.

    Was ist passiert (meiner Meinung nach):

    – Die Internetwirtschaft in Deutschland wurde totreguliert. Jeder Onlinehändler hat heute mehr mit den Abmahnungen zu tun als mit dem Produktverkauf. Etwas online zu verkaufen, ist juristisch riskant, außer für Amazon. Denken wir in diesen Zusammenhang auch an das Leistungsschutzrecht als Ergebnis hervorragender Lobbyarbeit der Verleger. 

    – Technophobe bis technologiefeindliche Bevölkerung. Schließlich wurde den Deutschen lange eingetrichtert, wie gefährlich „das Netz“ ist. Einige Hausbesitzer haben auf Google Street View ihre Häuser verpixeln lassen. Der Widerstand wurde so groß, dass Google in Deutschland das Programm heruntergefahren hat. Gottseidank wurde mit Darknet ein neuer angsteinflößender Begriff gefunden, so dass keiner über die nachdenken muss)

    Und in  gewissen Kreisen gehört die Koketterie, sich mit dem „Technikkram“ und „Facebookscheiss“ ja gar nicht auszukennen, zum guten Ton.

    – Technikblinde Regierung, die lahme Internetanschlüsse over Klingeldraht aus den 50er Jahren propagandiert und die Untertanen im Neuland wähnt. Die brauchen keine Glasfaser. Dazu passt auch das Stimmungsbild vom Digitalkongress der CDU/CSU-Fraktion.

    – Visionen fehlen. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2001 haben die Reichen des Landes Angst um ihr Geld und investieren, wenn überhaupt, dann hauptsächlich in Geschäftsmodelle, die wie Zalando sind: Etwas billiges einkaufen, ein bisschen veredeln, heftig Werbung  machen und Produkte teuer verkaufen.

  • AWS-Ausfall: Es erinnert ein wenig an Strato im Frühjahr 2000

    Ende Februar 2017 gab es bei Amazon Web Services (AWS) einen großen Ausfall. Betroffen war der Speicherdienst S3 in einem Rechenzentrum in den USA, das bei Amazon US-East-1 heißt. Hier in Deutschland bemerkte man die Störungen ab 19 Uhr.

    Die Folgen waren massiv: Viele Internetdienste, die Amazon AWS als technischen Hosting-Dienstleister nutzen fielen aus. Offenbar war Amazon selbst überrascht davon, dass die Ausfälle größer sind als zunächst angenommen.

    Dies erinnert ein wenig an die Situation der Jahre 1999 und 2000, während der ein großer Teil des deutschen Internets beim Webhoster Strato untergebracht waren. Strato nutze die Ressourcen eines Dienstleisters, KPNQwest beziehungsweise Xlink zur Speicherung der Dateien. Zum Einsatz kamen Speicherserver von EMC und eine Sun-Enterprise 6500 mit Solaris 2.7, die offenbar permanent überlastet war. Folge war, dass Internetseiten ständig ausfielen.

    Damals drängten viele neue User mit Seiten uns Web. Die Preise begannen zu fallen, Strato feierte in dieser Zeit die einmillionste Domain, die dort registriert war.

    Damals wie heute demonstrieren solche Ausfälle die Verletzlichkeit der Infrastruktur, gerade dann wenn sich eine gewisse Monokultur entwickelt hat. So verlassen sich viele Betreiber von Services alleine auf den Clouddienst von Amazon. Läuft alles rund, hat niemand ein Problem, doch falls jemand einen Fehler macht und – so wie es in einer Erklärung zu dem AWS Aufall hieß – sich vertippt und dadurch versehentlich zu viele Server herunterfährt, geht der Dienst in die Knie.

    Weil die einzelnen Internetdienste stärker als früher voneinander abhängen und der Grad der Vernetzung durch Entwicklungen wie stark steigende Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (Stichwort Internet of Things) zunimmt, müssen Lösungen gefunden werden, die für mehr Ausfallsicherheit sorgen.

    https://blog.profitbricks.com/recent-aws-outage-illustrates-importance-customer-care-adding-hybrid-cloud-approach/

    Heise/ct Artikel über Ausfälle und Reaktionen:
    https://www.heise.de/ct/artikel/Hochverfuegbare-Ausfaelle-287780.html

    https://www.heise.de/ct/artikel/Fuer-1-5-Millionen-Domains-geruestet-287538.html

     

  • Bildverbesserungen wie in CSI-Serien – machbar?

    Kaum eine CSI-Folge in der nicht ein Ermittler aus einem pixeligen Bildauschnitt von einer Überwachungskamera ein hochaufgelöstes einwandfreies Portraitfoto mit dem Täter generiert. „Zoom mal ran, die rechte Ecke oben!“, sagt einer meistens. „Und: Bekommst du es noch besser?“. So etwas ähnliches funktioniert, aber das Ergebnis muss nicht die echte Person zeigen. Es zeigt eine unter Wahrscheinlichkeiten und Erfahrungen konstruierte Version.

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  • Gefährlich: Die meisten Websites nutzen eine alte PHP-Version

    PHP hat mittlerweile eine lange Geschichte. Die aktuellste Variante ist PHP 7.0. Ein PHP 6 gab es nicht.

    Gefühlt dominiert PHP als serverseitig interpretierte und ausgeführte Skriptsprache das Web, vor Java, Python und anderen. Zu diesem Ergebnis kommt auch W3Techs, ein Analyseunternehmen, das auf Basis von zehn Millionen Websites versucht zu ermitteln, wie die Technologien verteilt sind.

    w3techs serverside Languges November 2016
    Die Schätzung von W3Techs, basierend auf einer Analyse von 10 Millionen Websites aus dem Alexa-Ranking zeigt, dass im Web die Skriptsprache PHP sehr deutlich dominiert.

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  • Die neue Top Level Domain .blog ist nun verfügbar

    Die neue Top Level Domain .blog ist nun verfügbar

    Seit einigen Tagen ist eine neue Top Level Domain verfügbar. Die üblichen Landrush- und Sunrise-Phasen sind vorbei. Nun gibt es die Blog-Domain für alle. Ist diese Domain auch nur Geschäftemacherei oder bietet sie tatsächlich Mehrwert?  (mehr …)

  • Q3-Umsatzzahlen: Facebook verdient mehr, mehr, mehr

    Facebook hat die neuen Quartalszahlen für die Monate Juli, August und September des Jahres 2016 veröffentlicht. Demnach hat sich der Umsatz vergleichen mit dem Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt, von 1,459 Milliarden US-Dollar auf 3,122 Milliarden.

    Nach eigenem Bekunden bedeutet dies für Facebook eine Marge (operating margin) von 45 Prozent.

    Hauptumsatzträger ist das Werbegeschäft, das sich in den vergangenen Monaten sehr gut entwickelt hat.

    Facebook berichtet auch 1,18 Milliarden aktive User täglich (daily active users, kurz: „dau“). Auch hier ist Facebook in den vergangenen zwölf Monaten gewachsen, nämlich um 17 Prozent.

    Wie hoch der Anteil der wirklich aktiven User ist, lässt sich am geringen Kontrast zwischen „dau“ und „mau“ erkennen, also im Vergleich der täglichen mit den monatlich aktiven Nutzern. Facebook misst 1,79 Milliarden User, die sich mindestens einmal im Monat einloggen, wobei 1,18 Milliarden sich mindestens einmal täglich einloggen.

    Träger der Nutzung ist offensichtlich die mobile App auf Smartphones. Facebook berichtet 1,09 Milliarden mobile tägliche Nutzer, 22 Prozent mehr als vor einem Jahr.  Die klassische Browser/Desktopvariante scheint also weniger wichtig zu werden.

     

  • Nächster Exit: Schluß mit lokalisten.de

    Das nächste deutsche soziale Netzwerk gibt auf: lokalisten.de verkündet seinen Abschied in Mails an User. Das berichtet Meedia heute (1.9.2016).

    In letzter Zeit war lokalisten.de auch bei früheren Nutzern nur noch dadurch aufgefallen, dass ab und an eine Statusmail kam, in der meist von keinerlei Aktivität in der eigenen Region betrichtet wurde.

    Das Besondere an lokalisten.de war der regionale Ansatz: Auf Stadt- oder regionaler Ebene gab es Microcomunities, „Homebases“ genannt, was die Vernetzung von Usern begünstigen sollte, da man schon mal ein wesentliches Merkmal teilt, die geographische Identität. Dass das Konzept funktionieren kann, zeigt der Erfolg der lokalen Facebook-Gruppen mit tausenden von Mitgliedern.

    Oft wird das Scheitern solcher deutschen, einstmals erfolgreichen Netzwerke auf die Übermacht von Facebook zurückgeführt. Schon als sich Shortview von United Internet 2010 aus dem Markt genommen wurde, hat man das mit fehlenden Perspektiven begründet. Die VZ-Netzwerke traf es ebenso und die ehemalige Nutzerschaft wurde eventuell noch für Werbezwecke benutzt.

    Nicht nur deutschen Plattformem ging es so. Legendär ist der Niedergang von MySpace, Allerdings konnten auch die Nachfolgeprojekte nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen.

    Dass bei Pro7Sat.1, zu dem lokalisten.de gehört, ein finales Scheitern wohl einkalkuliert war, lässt sich deswegen vermuten, weil an der Website wenig seit langem wenig bis nichts verändert worden ist. Das Design und die Technologie sind einfach nicht mehr zeitgemäß.

    Screenshot der Startseite von lokalisten.de
    Wirkt wie aus einer anderen Zeit: Ende mit lokalisten.de

    lokalisten.de dürfte das letzte relevante deutsche Soziale Netzwerk sein, das sich aus seeligen Web 2.0-Zeiten der Nullerjahre zumindest noch bis in die Gegenwart retten konnte.

  • Facebook Newsfeed Update: Nun sind die Clickbait-Überschriften dran

    Facebook hat heute erneut ein Update für den Newsfeed-Algorithmus angekündigt. Diesmal stehen Clickbait-Überschriften im Zentrum des Interesses. Überschriften, die so gestaltet sind, dass sie den Leser auf eine falsche Fährte führen oder augenscheinlich den User im Klickverhalten über Maß manipulieren, sollen reduziert angezeigt werden. „Was dann geschah, überraschte alle“, ist die prototypische Formulierung für ein Clickbait.

    Ziel sei es, relevante Stories zu zeigen, denn es wird zunehmend enger im Newsfeed. Schließlich müssen auf dem wertvollen Platz auch die „sponsored Stories“, also die bezahlten Stories angezeigt werden.