Seit einigen Tagen ist eine neue Top Level Domain verfügbar. Die üblichen Landrush- und Sunrise-Phasen sind vorbei. Nun gibt es die Blog-Domain für alle. Ist diese Domain auch nur Geschäftemacherei oder bietet sie tatsächlich Mehrwert?
Betrieben wird die neue Domain von einem Unternehmen namens „Knock Knock Whois There„, hinter dem Automattic steht. Automattic ist die Firma, die man von den Produkten WordPress.com, Woo Commerce und Jetpack kennt. WordPress.com ist ein kommerzielle Verlängerung der WordPress-Welt, mit dem man Blogs auf Basis der WordPress-Software, die unter einer quelloffenen Lizenz verfügbar ist, betreiben kann, ohne einen eigenen Server nutzen zu müssen. Die neue Top Level Domain passt also hundertprozentig zu Automattic.
Die Software WordPress ist sehr weit verbreitet. Mehr als zwanzig Prozent aller Webpräsenzen weltweit (aktuell sogar 26 Prozent nach Angaben von Automattic) sollen mit WordPress realisiert sein. Dies sind nicht alles Blogs im engeren Sinne. WordPress lässt sich recht flexibel einsetzen. Mit den entsprechenden Erweiterungen, den Plugins, kann man das Grundsystem um viele Funktionen ergänzen. Es gibt Anwender, die machen aus WordPress eine Community oder einen Onlineshop. WordPress ist ziemlich anwenderfreundlich, einfach zu begreifen und einigermaßen genügsam im Hinblick auf die technischen Anforderungen.
Nicht nur für WordPress-User, auch wenn die Betreiberfirmen identisch sind
Die Domain „blog“ steht natürlich nicht nur WordPress-Usern zur Verfügung. Es gibt ja auch noch andere Blogsysteme, Ghost zum Beispiel mit einem ganz anderen technischen Ansatz. Ghost setzt auf Node.js auf und nicht wie viele andere Open Source Anwendungen wie WordPress auf PHP.
Domainnamen unter der TLD „blog“ dürfen die gewohnten 63 Zeichen lang sein, und aus den Zeichen a bis z, den Ziffern 0 bis 9 und dem Bindestrich bestehen, wobei der Bindestrich aber weder am Anfang noch am Ende der Zeichenziffernkette stehen darf. Zudem dürfen Bindestriche nicht an dritter und zugleich an vierter Stelle der Zeichenziffernkette stehen, wenn der Domainname nicht als internationalisierter Domainname (IDN) interpretiert werden soll. Mit den IDNs kann man auch andere Zeichen als die Zeichen von a bis z oder 0 bis 9 abbilden, zum Beispiel deutsche Umlaute: „käkenmeister.blog“ wird durch diesen Trick möglich, wird aber als „xn--kkenmeister-l8a.blog“ im Domain Namen System abgebildet.
Die TLD „blog“ soll laut Richtlinien IDN unterstützen, aktuell ist bei vielen Registraren dies aber nicht möglich. Suchanfrage nach freien Domainnamen mit Umlauten werden abgewiesen.
Wie bei vielen anderen neuen Top Level Domains gibt es eine lange Reihe an sogenannten „Premium-Domains“, die zu einem exorbitanten jährlichen Preis registriert werden können. Diese Premiumpreise werden von den Registries festgelegt. Bei der TLD „blog“ zählen viele gängige Vornamen dazu. „markus.blog“ bekäme man aktuell für 2.492,13 Euro und „manfred.blog“ für 623,13 Euro. Wenn man auf die Idee kommt, „cloud.blog“ registrieren zu wollen, müsste man 12.460,13 Euro pro Jahr dafür einplanen – nur für den Namen wohlgemerkt. In diesen Momenten freut man sich wieder über die genossenschaftliche Ausrichtung der Vergabestelle für deutsche Domainnamen unter der Länder-Top Level Domain „de“.
In manchen Bereichen sind neue Top Level Domains also tatsächlich ein gutes Geschäft. In Deutschland hingegen sieht das anders aus. Einige Städte- und Ländernamen wurden als neue Top Level Domains eingeführt, „nrw“, „koeln“ oder „berlin“ zum Beispiel. Einige haben nennenswerte Registrierzahlen, doch im richtigen Web-Leben kommen einem solche Domainnamen nur selten unter. Viele Institutionen und Organisationen werden wohl einfach ihren Namen schützen wollen ohne eine Website damit zu verbinden oder sie zur Kommunikation per E-Mail einzusetzen. Die Top Level Domain „versicherung“ hat schon den Inhaber gewechselt. Inzwischen hat die Nic.at über eine Schwesterfirma die Registrierungen dafür übernommen.
Domainname mit Mehrwert
Mit der Top Level Domain „blog“ ist nun sicher eine Domain verfügbar, die einen gewissen Mehrwert liefert. Wer einen solchen Domainnamen in der Suche oder über eine Verlinkung findet, kann erwarten, dass dahinter ein mehr oder weniger klassischer Blog zu finden ist – garantiert wird dies aber nicht. Leider kann man kaum absehen, welche Sprache der Blog benutzt. Bei „de“ kann man sicher sein, dass alles auf deutsch geschrieben ist.
Für Unternehmen ist diese Domain sicher eine gute Ergänzung, um den Corporate Blog zu veröffentlichen. Allerdings ist dies aus SEO-Gründen nicht immer sinnvoll, da die Algorithmen der Googlesuche „irgendeine-firma.de“ und „irgendeine-firma.blog“ als zwei völlig verschiedene Domains behandeln.