Viele Unternehmen zählen zu der Branche, die auch als „Cloud-Industrie“ bezeichnet wird. Eine Systematisierung nach Integration und Virtualisierungsgrad.
Wie kommt eine Website ins www, woher bekommt die App die Daten, wohin werden Dokumente gespeichert?
Man braucht mindestens einen Computer, der permanent mit dem globalen Internet verbunden ist und auf Anforderung ein Webdokument ausliefern kann, Dateien verwaltet oder Berechnungen vornimmt.
Die einfachste Variante ist das Bereitstellen von Webdokumenten im HTML-Format. Auch Features, die man eine Zeit dem Begriff „web 2.0“ zugeordnet hat, sind im Grunde recht leicht zu realisieren.
Es gibt viele Lösungen auf Open-Source-Basis. Im Prinzip beinhalten viele Linux-Distributionen schon die nötigen Softwarepakete. Womöglich hat genau dieser Umstand zur Blüte der Internetprovider-Branche geführt. Daneben gibt es eine Reihe populärer proprietärer Lösungen für Webserver, Datenbanktechnologien und Skriptsprachen.
Die Hostingbranche der 2000er Jahre hat sich allerdings ausdifferenziert und weiterentwickelt. Mit dem Fortschreiten der Virtualisierungstechnologien und der wachsenden Leistungsfähigkeit von Serverkomponenten waren andere Strukturen möglich, so dass ein Trend einsetzte, große Rechenzentren mit Tausenden von Servern zu installieren, die in virtueller Form vermarktet wurden. Daraus ist das Cloud-Computing entstanden. Inzwischen haben sich viele Anbieter etabliert, die unterschiedlichen Integrationsstufen zugeordnet werden können.
Shared Hosting
- einfachste und ghünstigste Form
- wenig Lock-in-Effekt
- viele Anbieter mit vielen Tarifen
Applications : Online Website Builder
- Komfortable Tools, viele Features, schnelle Ergebnisse
- Lock-in Effekt durch spezielle Software
- In Möglichkeiten begrenzt
- Typischer Vertreter: Jimdo, Shopify, Wix, Squarespace
Focussed
- Spezialisierung auf bestimmte Zielgruppen und/oder Anwendungen, z.B. Agenturen, Shopbetreiber Mediziner, Stiftungen
- Services, die auf Zielgruppen abgestimmt sind (z.B. Sicherheit, Workflow)
- Typische Vertreter: Mittwald, DM Solutions, Estugo
Software as a Service
- Provider, die laufende Anwendungen betriebsfertig zur Verfügung stellen, oft als Premium-Variante einer Open-Source-Anwendung (Tracking, Webanalyse, Adserver, Affiliate, Teamkolaboration, Online Office Tools, Speicherplatz, Community Services)
Infrastructure as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS)
- Provider, die auf virtuellen Maschinen definierte Umgebungen aus Betriebssystem, Entwicklungsframeworks und/oder Anwendungen ermöglichen.
- Mehrere Komponenten wie Virtuelle Maschinen, Speichereinheiten, Schnittstellen zur Anbindung, Loadbalancer etc. können zu einer Einheit kombiniert werden
- Typische Provider: UpCloud, Vultr, Digital Ocean
Serverless
- Provider, die spezielle Services anbieten, die die punktuelle Nutzung von IT-Ressourcen zur Abarbeitung spezieller Aufgaben (Workloads) erfordern, speziell für Künstliche Intelligenz (Machine Learning), Speicher, Content Delivery Networks
Integrated
- Größere Provider, die Services und Features aus mehren Bereichen anbieten
- typische Vertreter: OVH, 1&1 Ionos, Dogado, GoDaddy Group
Hyperscaler
- Große, weltweit tätige Provider, die viele Datacenter betreiben
- Horizontal und vertikal integrierte Unternehmen
- Präsenzen In vielen Regionen der Welt
- typische Vertreter: Amazon AWS, Microsoft Azure, Google Cloud
Der Mark in Zahlen
Es kursieren unterschiedliche Angaben zur Zahlen, Daten und Fakten, die den Hosting- und Cloudmarkt in Deutschland beschreiben wollen.
Die Website Hostadvice versucht, Marktanteile von Provodern aktuell zu ermitteln, um Trends auszuweisen.
Provider-Name | Marktanteil (%) |
---|---|
1&1 | 26.4659 |
Hetzner Online | 13.7822 |
STRATO | 12.9985 |
Host Europe | 7.4978 |
KasServer (All Inkl) | 4.6549 |
Mittwald | 1.4308 |
Contabo | 1.1274 |
Amazon Web Services (AWS) | 1.0944 |
Alfahosting.de | 0.9335 |
dogado | 0.7370 |
1blu | 0.6609 |
Digital Ocean | 0.6583 |
myLoc | 0.5894 |
Linuxpl.com | 0.5584 |
Vautron Rechenzentrum AG | 0.5400 |
Netcup | 0.4958 |
InterNetX | 0.4472 |
OVH.com | 0.3327 |
NetBeat | 0.3093 |
Keyweb | 0.2970 |
Goneo | 0.2667 |
Linode | 0.2469 |
WebhostOne | 0.2463 |
Heart Internet | 0.1987 |
KONTENT | 0.1752 |
Artfiles | 0.1705 |
Leaseweb | 0.1411 |
Hostnet .de | 0.1320 |
Greatnet.de | 0.1169 |
papaki | 0.1159 |
Leider beschreibt Hostadvice nicht, wie die Daten ermittelt werden.
Das Analyseunternehmen Crisp Research sah für den deutsche Hosting/Cloud-Markt 2016 einen Weltmarktanteil von neun Prozent. Was die Verteilung und die Marktanteile der verschiedenen Player angeht, kommt Crisp zu einem anderen Ergebnis als Hostadvice. Einerseits stammen die Daten aus dem Jahre 2016, sind also etwas älter, andererseits kann man der Methodik von Crisp bei der Ermittlung der Zahlen wohl eher vertrauen als HostAdice. Der Fokus im erwähnten Artikel liegt auch auf der Konsolidierungsphase, die sich 2017 in Gang fortsetzte. Es würden, so ein Analyst, zumindest im Falle kleinerer Provider, Übernahmesummen gezahlt, die in etwa einem Jahresumsatz entsprächen oder etwa dem fünffachen EBITDA.
2016 erschien auch bei Branchenverband eco eine Studie über den Hosting- und Cloud-Providermarkt, die vom Institut Arthur D. Little erstellt worden war. Die Kernaussagen dieser Studie sind: Es werden mit 30 bis 40 Prozent hohe Bruttomargen generiert, allerdings schiene der Markt in Deutschland recht gesättigt und neue Top Level Domains hätten keinen neuen Schwung gebracht.
Die Frage ist allerdings, in wie weit man nationale Märkte überhaupt noch sinnvollerweise voneinander trennen kann. Die wichtigsten Player handeln multinational und sind in zumindest mehreren europäischen Ländern aktiv, mindestens als genuin deutscher Anbieter in der DACH-Region. Inzwischen sind die meisten Player in den Amerikas, in Europa und Asien aktiv, mit unterschiedlichem Erfolg und Schwerpunkt. Zudem ist die Realisierung eines Webauftritts, etwa für eine Corporate Site, nur ein Szenario. Andere Anwendungen sind Apps für Smartphones und Services wie Tools, Plattformen für Inhalte oder User-generierten Content jeder Art. Diese Angebote werden ohnehin oft nicht nur in einem lokalen Markt ausgerollt, sondern international als diverse lokalisierte Versionen in der Sprache des jeweiligen Zielmarkts.
Eine Antwort auf „Die Cloud-Branche: So sieht die Marktstruktur in Deutschland derzeit aus“