Nextcloud ist der Open-Source-Gewinner der Corona-Krise

Während der Corona-Krise, also seit Frühjahr 2020, suchten Unternehmen und auch nichtkommerzielle Organisationen nach neuen Möglichkeiten gesucht, auf Distanz zusammenzuarbeiten. Mit Nextcloud, einen Spin-off von ownCloud sind viele fündig geworden.

Damit sich die Mitarbeiter nicht gegenseitig anstecken, war Homeoffice das Gebot der Stunde. Die Teammitglieder sollten oder mussten von zuhause aus arbeiten.

Für viele Firmen war die Situation absolut neu. Dabei kristallisierten sich drei Anforderungen heraus:

Mitarbeiter arbeiteten nun in unterschiedlichen Kontexten: Entweder im Home Office, im Mobile Office oder noch am Arbeitsplatz in der Firma. Alle benötigten ständigen Zugriff auf relevante Dateien.

Zusammenarbeit

Wichtig ist nicht nur, dass die Dateien abzurufen sind. Die berechtigten Mitarbeiter bearbeiten sie und jeder braucht die aktuellste Version.
Die Teammitglieder kommunizieren ständig miteinander. Sie stimmen sich permant ab, entwickeln Ideen und Konzepte, brauchen Input. Sie müssen auch auf Distanz miteinander effizient kommunizieren zu können. Der informelle Austausch wie er im Büro ständig stattfindet, muss sich verlagern lassen.

Für alle drei Bereiche gibt es digitale Tools. In der Corona-Krise müssen Teams online zusammenarbeiten. Microsoft Teams ist eines der beliebtesten Softwareprodukte dafür geworden. Wer Teams nutzen will, braucht ein Microsoft-Userkonto. Damit sind die Nutzer an die Bedingungen von Microsoft gebunden.

Es gibt aber auch quelloffene Lösungen. Unter den Open Source Angeboten ist Nextcloud aufgefallen. Nextcloud ist eng verwandt mit ownCloud. Tatsächlich war dies anfangs ein Projekt, das sich im Verlauf spaltete. Der Grund war, dass unterschiedliche strategische Ideen nicht mehr zusammenpassten. Zumindest sahen entscheidende Teammitglieder das so.

Im Grunde ist Nextcloud Hub, wie die Grundinstallation seit Version 14 heißt, ein Ersatz für beliebte kommerzielle Services: Dropbox, One Drive, Google Drive und einige mehr.
Nextcloud ist die Software, die einen eigenen Clouddienst realisiert. Nextcloud läuft auf einem eigenen Server, der am Internet hängt. Im Minimalfall genügt ein Webhosting-Account. Nextcloud erzeigt ein Frontend für den Browser. Wer mit dem Smartphone arbeiten will, nutzt die entsprechende App von Nextcloud oder ownCloud.

Je nach Teilnehmerzahl installiert man Nextcloud auf einem eigenen Server, einer virtuellen Maschine oder nur einem Webhosting-Account. Jeder User, der das laufende System gleichzeitig mit anderen nutzt, erzeugt mehr Last. Wenn nicht genügend Ressourcen vorhanden sind, arbeitet das System zu langsam.

Bei wenigen Users, vielleicht weniger als unter fünf, reicht ein Shared Hosting Account. Bei zehn bis zwanzig Usern ist eine virtuelle Maschine die bessere Wahl. Bei höheren Userzahlen führt am „eigenen Blech“, wie man sagt, kein Weg vorbei.

Oder: Nextcloud läuft in einer Public Cloud. Dann sind kaum noch Grenzen zu erreichen. Eine Public Cloud ist ein Verbund an Rechner, die dank Virtualisierung als Verbund arbeiten. In einem solchen virtuellen Umfeld ist das Skalieren kein Problem. Kunden können mehr Ressourcen an Speicherplatz, Arbeitsspeicher oder Prozessorkapazität (Rechenleistung) dazu buchen und wieder abbestellen. Public-Cloud-Anbieter rechnen pro Stunden, manchmal auch pro Minute ab.

Nextcloud läuft gut in einem LAMP-Umfeld (der Stack aus Linux Apache MySLQ PHP). Statt einem Datenbankserver wie MariaSQL oder MySQL kommt Nextcloud auch mit Sqlite zurecht. Auch andere Betriebssysteme außer Linux mit dem Apache-Webserver funktionieren. Doch LAMP ist sicher der am häufigsten anzutreffende Stack.

Unterschiede ownCloud und Nextcloud

Mittlerweile gibt es sichtbare Unterschiede zwischen ownCloud und Nextcloud. In Nextcloud finden sich mittlerweile viele Features für Colaboration und Online-Zusammenarbeit. Das bezieht sich nicht nur auf Dateien oder Ordner. Mit einer Erweiterung names Talk wird Nextcloud zum Ersatz für Zoom. Damit sind Chats und Videokonferenzen machbar.

So kommen onwCloud und Nextcloud auf den Server

Für eine LAMP-Installation reicht es, das Installationspaket herunterzuladen. Eine andere Methode ist, einen fertigen Stack auf Betriebssystem und Applikation zu nutzen.

Docker und Kubernetes

Die fertigen Stapel gibt es bei Bitnami in unterschiedlicher „Verpackung“ und „Geschmacksrichtung“. Die Stacks sind in Containern oder virtuellen Maschinen verpackt. Die üblichen Container-Formate sind Docker und Kubernetes.
Nextcloud für Docker: https://hub.docker.com/_/nextcloud
Nextcloud als VM in verschiedenen Formaten: https://www.turnkeylinux.org/nextcloud
ownCloud für Kubernetes https://bitnami.com/stack/owncloud

Es stellt sich die Frage, warum es keine Nextcloud-Cloud-Container bei Bitnami gibt. Bitnami ist als Anbieter von Open-Source-Stacks bekannt geworden. Heute gehört Bitnami zu VMWare.

Es gibt eine etablierte Zusammenarbeit zwischen Nextcloud und IONOS (ehemalig 1&1).

Von einer Exklusivität ist in der Pressemitteilung zwar nicht die Rede. Dennoch ist der Zusammenhang auffällig.

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