2022 findet nun das Technologiefestival South By South West, kurz: SXSW, wieder statt. Eines der wichtigsten Themen scheint „Meta“ zu sein. Dabei handelt es sich um das Unternehmen, das sich einst Facebook nannte.
Vor einigen Monaten entbrannte der Hype um das „Metaverse“. Dabei ging CEO Mark Zuckerberg mit der Idee in den Markt, ein irgendwie übergreifendes Metaverse herstellen zu wollen. Der Duktus der Ankündigung war, ein wenig nahezulegen als würde Zuckerberg das Metaverse gerade erfunden haben. Das ist nicht der Fall. Es gibt bereits viele größere Player, wie etwa Decentraland.
Keine Frage, „Metaverse“ ist Hype und den Begriff „Non Fungible Token“, kurz NFT, hört man mittlerweile in vielen Kantinengesprächen oder Zoom-Call, auch in Deutschland. Das ist spätestens seit dem Zeitpunkt der Fall als Mark Zuckerberg sein heftig kritisiertes Facebook ins Metaverse retten will. Das Firmenkonglomerat um Facebook wurde in Meta umbenannt.
Schwester Randi Zuckerberg postet auf LinkedIn und zeigt, was man mit NFT und dergleichen so machen kann.
Das Metaverse wurde nicht erst gerade erfunden – auch nicht bei der SXSW
Das Metaverse existiert schon lange und entwickelt sich. Was Meta, das Unternehmen, das bis vor kurzem Facebook hieß, machen will, ist eine Art Zugang zu bieten zu virtuellen Welten. Idealerweise sollen die User und Userinnen dann die VR-Brillen von Oculus. Auch Oculus gehört zu Meta und die neue Quest 2 kostet um die 400 Euro. Sie soll sich ganz gut verkaufen.
Spätestens seit Ende 2021 wurde das Thema Metaverse wieder akut im Silicon Valley. Microsoft-Mitarbeiter wechseln zu Facebook/Meta, schreiben die Blogs: https://mixed.de/metaverse-hype-microsoft-angestellte-wandern-zu-meta-ab/
Metaverse-Hype 2022 – ein Thema auch bei SXSW
Microsoft selbst ging einkaufen und hat Activision/Blizzard übernommen. Billig war es nicht. Auch für Microsoft war das kein kleiner Deal. Es ist aktuell der größte in der Geschichte der DOS-, Windows- und XBox-Firma. 68,7 Milliarden US-Dollar hat das gekostet. World of Warcraft gehört zu den Assets der Spielefirma.
Unternehmen investieren Milliarden in augmentierte und virtuelle Realität
Virtual Reality (VR) ist kein Hype mehr. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Gartner sah AR (augmentierte Realität) und VR (virtuelle Realität) in seinem Hype Cycle zuletzt am „Slope of Enlightment“ nach dem Tal der Desillusion. Inzwischen gibt es Anwendungen und Unternehmen verdienen Geld damit – oder geben viel für die Entwicklung aus.
Word of Warcraft gehört wie auch Second Life (die Älteren von uns werden sich das den Hype in 2008 und 2009 noch erinnern) zu der Gattung Massive Multiplayer Online Role Playing Games, kurz MMORPG. Beide Produkte gaben einen virtuellen Eindruck davon, wie so eine virtuelle Welt aussehen könnte.
Der Unterschied: Beide Produkte sind zentral, werden von einem Unternehmen kontrolliert. Heute stehen die Zeichen auf Dezentralisierung. Sprich: Nicht ein Unternehmen kontrolliert die virtuellen Welten, sondern die Nutzerinnen und Nutzer. Es gibt keine zentrale technische Struktur.
SXSW und das dezentralisierte Web
Im Gegensatz zum heutigen „Webspace“, also einem kleinen Stück Speicherplatz auf den Servern von Amazons AWS, Ionos oder anderen Hostingprovidern, schließt man im Web3 kein Abo ab. Man muss diesen Platz nicht monatlich neu bezahlen, sondern kauft ihn. Die Inhalte werden dezentral gespeichert, ohne zentrale Server. Das Web3 existiert, solange es User und Userinnen gibt, weil es technisch so gestrickt ist.
Überall kann auf den verteilten Speicherblöcken ein bisschen was von allem liegen, verschlüsselt natürlich. Bezahlt wird in der Regel mit einer Kryptowährung.
Für digitale Güter und Kunst gibt es im Web3-Marktplätze. Angeboten und gekauft werden auch Kunstwerke mittels NFT. Ein solcher Marktplatz ist openSea. Dort kann man Artefakte, sprich: Kunst, auch „tokenisieren“.
Ein eigenes Kunstartefakt, seien es Bilder, Gedicht in Textform, Musik, ein Spiel, möchte man der interessierten Öffentlichkeit anbieten können. Die Werke sollen gekauft werden können. Dafür kann man ein eindeutiges nicht fungibles Token erzeugen. Es verweist auf das Werk. Das NFT mit dem Verweis auf das Artefakt wird einer Blockchain hinzugefügt. Nun kann es auch weitergegeben und gehandelt werden. Eventuelle Austauschgeschäfte werden wiederum in einer Ethereum-Blockchain abgebildet (https://ethereum.org/de/).
NFT Art gibt Künstlerinnen und Künstlern weltweit Sichtbarkeit
Auf diese Weise könnten Künstler ihre Werke, die sie einreichen, schon einmal mit einem Token versehen. Sie könnten ihr Artefakt weltweit einer interessierten Kunst-Community anbieten. Das schafft weltweite Präsenz und Verfügbarkeit.
https://opensea.io/collection/nft-art
Künstler selbst könnten sich per Avatar repräsentieren, virtuelle Vernissagen veranstalten. Sie können im virtueller Realität auftreten. Eine Zusammenkunft, Parties, Konferenzen. Das alles ist möglich.
SXSW Zweifel an Meta
Ob Facebook alias Meta der Schwenk ins Web3 gelingt, ist nicht klar. Kritisch äußert sich zum Beispiel Scott Galloway bei einer Veranstaltung während des Eröffnungstags der SXSW. In Teilen ist die Argumentation Galloways nachvollziehbar. Facebooks Umgang mit Web-Müll, Hatespeech, Drohungen, Aufrufen zu Genozid, Cybermobbing sieht planlos, willkürlich und vernachlässigt aus. Das Image hat gelitten. Dem Facebook-Management waren Klicks wichtiger als alles andere – besonders wichtig natürlich die Klicks auf Sponsored Posts etc.
Galloway kritisiert auf der SXSW-Bühne das Meta-Management. Und man kann die Skepsis nachvollziehen: Was Facebook zuletzt ins Web gebracht hatte, war eher mau: Der Datingbereich ist eine Katastrophe, die Reels sind nur ein Abklatsch, der Shoppingkram ist zumindest in entwickelten Märkten irrelevant. Und immer noch haben professionelle Userinnen und User keine Rechtsicherheit hinsichtlich der DSGVO.
Wer investiert noch in Content für Facebook? Niemand außer ein paar Boomern, die sich gegenseitig zumindest verbal bekriegen. Facebook wurde zur Boomer-Community, langweilig, immer bisschen später mit allem, dümmlich bis richtig dumm, dafür unverschämt bis dreist und beleidigend, so die vorherrschende Attitüde. Facebook ist tot und im Metaverse soll alles anders werden?