Vor etwa einem Jahr habe ich etwas zur Radioentwicklung geschrieben. Ich glaube, es ist ein Update fällig. Schließlich kommt Apple bald mit einem neuen Programm namens beats 1 und eine Studie hat belegt, dass Radiowerbung Googlesuchen Trägern kann.
Radio und Websuche – wie gehört das zusammen?
Heute lese ich, dass mit Radiowerbung das Suchverhalten mit Google verändert werden kann. Die Internetwordbusiness berichtet von einer Studie, die belegt haben will, dass Werbespots im Radio zu mehr Suchanfragen zu einem Produkt und einer Marke führen. Ähnliche Effekte sind durch TV-Werbung schon belegt, aber auch Radio hat solche Möglichkeiten. Leider beschreibt der Artikel noch nicht, wie große der Effekt eigentlich ist. Näheres erfahren wir am 18.6.2015 bei Radio Advertising Summit aus dem Mund von Alexander Preuß von Brand Science (gehört zu Omnicom Media).
Apple Music Beats 1 – was erwartet uns da?
Eine zweite wichtige Entwicklung ist Apple Music mit „Beats 1“. Dabei handelt es sich um ein 24 Stunden Radioprogramm, das in London, New York und Los Angeles produziert werden soll. Federführend ist wohl Zane Lowe aus Neuseeland (Zane Low auf Twitter). Radio with soul, wird da versprochen. Die Playlists sollen handkuratiert sein und nicht von Algorithmen bestimmt.
Als weitere Namen werden Ebro Darden (Twitteraccount) aus Kalifornien und Julie Adenuga genannt. Inhaltlich darf man exklusive Interviews mit Künstlern und Stars, „Shows from the biggest talent“, wie es auf der Website heißt, erwarten und ein urban geprägtes Programm. Welche Musikstile dominieren werden, ist schwer abzuschätzen und wahrscheinlich die größte Herausforderung für die Produzenten, um ein in sich wiedererkennbares Programm zu produzieren, das auch hohe Abrufzahlen generiert. Webradios wie wir sie heute kennen, beziehen ihre Akzeptanz ja aus der Nische, in der sie agieren: Die Zielgruppe ist eng umrissen und vergleichsweise klein, der Zuspruch dort ist aber hoch. Apple hingegen möchte ein Programm für die ganze Welt anbieten und muss den Spagat versuchen, mit dem Content breit genug zu sein, um gleichzeitig aber auch speziell genug, um relevant zu sein und nicht beliebig wie eine Top 40 Station. Bisher ist das immer gescheitert. Allerdings geht es hier ja nicht um die Maximierung der „Einschaltquote“ und „Hördauer“ (zwei KPIs im klassischen werbefinanzierten kommerziellen Radio), sondern um emotionale Bindung und Relevanz, eher um Likeability und Shareability.
Verfügbar wird Beats 1 vor allem über eine App sein. Auf der Ankündigungswebsite steht aber auch, dass Beats 1 bei „zuratet stations“ zu hören sein wird. Offensichtlich also gibt es an der einen oder anderen Stelle Zusammenarbeit mit lokalen, klassischen (UKW-)Radiostationen, die Teile des Programms oder vielleicht auch das komplette Programm übernehmen und „on the air“ ausstrahlen.
Eigentlich aber sei Beats 1 die Abkehr von dem, was Apple schon immer unternommen hat, „nämlich das, was vorher war zu zerstören“, schreibt gizmodo UK und vermutet ein „Execute Vanity project“ dahinter, also ein von der Eitelkeit von Tim Cook getriebenes Unterfangen, vielleicht vergleichbar mit dem kostenlosen „Zwangsdownload“ des neuen U2-Album vor einem Jahr, was auch nicht jedem gefallen hat.