Warum sind die generalistischen deutschen „Web-Portale“ von Zugangsprovidern oder Freemailern eigentlich dermaßen trashig, überfrachtet und unübersichtlich, wie in alten Prä-Google-Zeiten?
Es scheint bei den Machern noch immer die Meinung vorzuherrschen, man müsste auf kleinsten Raum jede nur mögliche denkbare Information unterbringen und jeden Link, der in irgend einer Weise Geld verspricht auf die Seite quetschen.
Entsprechend unübersichtlich – wie zu Anfang der 2000er Jahre – sind die Portale dann. Und entsprechend nutzlos bis eigentlich überflüssig.
Auch, was die Themenauswahl angeht, erscheinen die Portale recht gleichförmig zu sein. Sie wollen sich immer noch ganz offensichtlich an „die breite Masse“ wenden. So erscheinen die Themen auch boulevardesk: Ein paar „heftige“ Geschichtchen, etwas Crime, Promis und Sex, wenig Politik, viel Sport. Entsprechend generalistisch ist auch die gezeigte Sichtwerbung, die einen sehr hohen Anteil des sichtbaren Bildschirm einnimmt. Ist es ein Wunder, dass die Leute sich dann einen Adblocker installieren?
Kästchendenken und briefmarkengroße Bilder dominieren den Eindruck auf der deutschen Seite von MSN (Microsoft). Diese Seite ist zumindest im Explorer in Windows 7 noch voreingestellt. vermutlich kommt so immer noch genug Traffic auf die Seite. Die kleineren Bilder werden aus vielen Newsquellen zusammenaggregiert, vermutlich weitegehend automatisch.
Yahoo hat es ja ohnehin sehr schwer. Der ganze Laden sieht dunklen Zeiten entgegen.
Auch bei Yahoo.de befinden sich viele, viele Links auf der Startseite, ein paar Newsgeschichten, viel Werbung. Alles klicky bunti, unübersichtlich, ohne Stil.
Offensichtlich gibt es aber User, die einen derartigen Zugang ins Web für wünschenswert erachten.
Mit dem Tool „Seodiver“ lässt sich ein sogenannter „Sichtbarkeitsindex“ ermitteln, der wiedergibt, wie gut ein Domainname in den Suchergebnissen von Google als meistgenutzte Suchmaschine repräsentiert ist. Ein Portal wie T-Online.de kommt auf phantastische Werte, die im Laufe der Zeit noch nicht mal geringer werden. Viele Menschen suchen mit Google Dinge, die dann auf T-Online zu finden sind, ganz offensichtlich.
Doch nicht alle Portal sind Gewinner. Für die meisten ging es in den letzten Jahren deutlich abwärts. Dazu gehören Msn, Yahoo und auch AOL, das sich vom Zugangsprovider (Boris Becker: „Bin ich schon drin?“) zum Werbenetzwerk gewandelt hat, aber immer noch eine Art Newsportal anbietet. Die Machart ist mit den anderen absolut vergleichbar.
Vermutlich ist dies eine Art Showroom für Werbetechnologie, denn man hat den Eindruck, dass hier noch mehr Ads den Screen füllen. Wer mit Google nach „Bodybuilderinnen“ sucht, hat zum Beispiel gute Chancen, AOL auf einen der oberen Treffer zu finden. Die Zielseite besteht aus einer Einbindung von RT Rutply, der Videobildagentur von Russia Today. Aol und RT sind interessanterweise Partner.
GMX und Web.de sind nicht nur die Startseiten für Freemail-Postfächer, sondern beide stellen ebenfalls News- und Service-Portale im Internet bereit. Wie die anderen Portale ebenfalls überfrachtet mit Werbung, Shoppinglinks und Minibildchen.
GMX und Web.de kommen im Prinzip aus dem gleichen Haus. Beide Portale, die in München gemacht werden, sind Töchter der United Internet AG. Die redaktionellen Inhalte beider Webangebote sind weitgehend identisch. User, die per Webmail an ihr E-Mail-Postfach wollen, müssen wohl oder übel diese Seiten aufrufen
Sicher könnte man aus der einen oder anderen Seite etwas rausholen. Auf MSN könnte man ein direktes Login zu den MS-Diensten Skydrive oder Outlook bieten. Bei web.de oder GMX wäre ein direkter, ablenkungsfreierer Zugang zu Mailpostfach nett.