Etwa fünf Prozent aller Websites weltweit, so schätzt eine Analysefirma, nutzt WordPress zusammen mit dem Plugin WooCommerce, um so einen Onlineshop zu realisieren. Nun übernimmt die Herausgeberfirma Automattic einen Anbieter eines weiteren Plugins, mit dem man als Händler auch Abomodelle aufsetzen kann.
WooCommerce Subscriptions (Website) ist ein Plugin der Entwicklerfirma Propress, mit dem sich wiederholende Kaufvorgänge oder Abonnements mit WooCommerce realisieren lassen. WooCommerce ist ein WordPress-Plugin, mit dem sich die ursprünglich als Bloganwendung konzipierte Webapplikation mit Onlineshop-Funktionen ausstatten lässt. Das Unternehmen hinter WooCommerce ist Automattic, das auch Betreiber des kommerziellen „hosted WordPress“-Angebots wordpress.com ist.
Die Übernahme teilten beide Unternehmen, Automattic und Propress mit, ohne Einzelheiten, etwa zum Kaufpreis, zu nennen. Verlautet wurde nur, dass der Gründer von Propress, Brent Shepherd, den Übergangsgprozess leiten wird. Für die Nutzer soll sich nichts ändern. Propress produziert neben ‚WooCommerce Subscriptions‘ auch Marketingautomations- und Testtools, AutomateWoo und Robot Ninja.
Akquisitionen der Betreiberfirma Automattic lassen jedoch in der WordPress-Welt zunehmend aufhorchen, da die personelle Verflechtung zwischen der Stiftung WordPress.org, die die weitverbreitete quelloffene Software produziert und herausgibt und der kommerziellen Unternehmung Automattic enger zu werden scheint.
Erst kürzlich wurde bei wordpress.org eine ehemalige Mitarbeiterin von Automattic als koordinierende Entwicklungsleitern installiert. Dies gelang, da der Mitbegründer von wordpress und Entwicklungschef Matt Mullenweg auch CEO von Automattic ist. Diese Rolle, die bis dato offenbar von Matt Mullenweg ausgefüllt wurde, dürfte einiges an sozialem Fingerspitzengefühl erfordern. Möglicherweise haben aber auch Integrationen weitere Entwickler, die von anderen Unternehmen gestellt werden, eine Art Professionalisierung an dieser Stelle notwendig werden lassen. Auch die Berufung von Joost de Valk, Gründer und CEO des SEO-Pluginherstelllers Yoast zum Marketingchef bei WordPress kann man als Professionalsierungsmaßnahme sehen. Beide Positionen wurden bei WordPress.org wohl neu geschaffen.
Allerdings wird die Verzahnung von Automattic und WordPress.org von WordPress-Insidern nicht rundweg positiv beurteilt. Dies zeigte sich anhand der teilweise heftigen Diskussion im Vorfeld der Veröffentlichung des neu eingeführten und von Mullenweg durchgesetzten Eingabe-Editor Gutenberg.
Woocommerce wird von Automattic unter einer Open-Source-Lizenz herausgegeben. Dies gilt auch für Jetpack, das zwar auch quelloffen ist, aber mit dem kommerziellen wordpress.com verzahnt ist. Zum sinnvollen Betrieb ist ein Account notwendig. Ein Teil des Funktionsumfangs ist kostenlos, ein anderer Teil ist in Abomodellen hinter einer Bezahlschranke verfügbar.
Laut w3techs, eine Analysefirma, die ermittelt, mit welchen Technologien eine Website betrieben wird, kommt WooCommerce selbst auf einen Anteil von 5 Prozent, WordPress auf 34 Prozent. Zum Vergleich: Für die bekannte Shopsoftware Magento sieht w3techs etwa 1,0 Prozent, für Shopify 1,6 Prozent, für Prestashop 0,8 Prozent und für Open Cart 0,4 Prozent (Stand Juni 2019).
In Deutschland it WooCommerce Subscriptions recht unbekannt, was daran liegen könnte, dass das Tool noch nicht übersetzt worden ist. WooCommerce selbst ist im deutschen Rechtsraum aufgrund vieler und filigraner Vorschriften und Gesetze nicht ganz unproblematisch einzusetzen, was bei der klage- und abmahnfreudigen Onlinehändlergemeinde in Deutschland schnell zu hohen Kosten führen kann.
Fazit
Für die Zukunft darf man vermuten, dass mit den Entwicklungsressourcen, die Automattic zur Verfügung stehen, das Produkt ‚WooCommerce Subscriptions‘ für viele Länder lokalisiert wird. Auch mit einer tieferen Integration in WooCommerce und Unterstützung weitere regional bedeutsamer Bezahlmethoden ist zu rechnen. Damit lassen sich dann digitale Produkte leichter mit WooCommerce vertreiben.