Die Veranstaltung findet jährlich statt und ist auch in Branchenkreisen ziemlich etabliert. Ein „Pflichttermin“ für alle, die sich mit Cloud, Hosting, Domains und Servern beschäftigen, also mit den wichtigen Teilen im „Maschinenraum des Internets“, ist sie offenbar dennoch nicht. Dennoch ist das Cloudfest in baden-wüttenbergischen Rust im Europapark ein guter Gradmesser, um zu sehen, was gegen die Hyperscaler AWS, Azure, Google Cloud und Alibaba noch möglich ist.
Ständige Veränderung: Wohin sich die Technologie-Branche entwickelt
Das Cloudfest kann zusammen mit den Vorläufern Webhostingdays und Worldhostingdays auf eine ziemliche Tradition zurückblicken. Seit langem findet die Veranstaltung in Rust statt. Und eigentlich haben die Macher frühzeitig die Idee des Technologiefestivals aufgegriffen, in Europa vielleicht sogar als erste, lange bevor die Cebit in Hannover mit diesem Versuch scheiterte und alle nur von der SXSW in Austin, Texas (USA) sprachen.
Es gab schon immer Fachvorträge, viele davon vertriebs- und marketinglastig, zunehmend jedoch auch eingebettet in ein unterhaltsames Rahmenprogramm mit einigermaßen viel Bier und etwas Musik. Dabei waren auch zumindest phasenweise anregende, motivierende Speaker und Liveschalten zu Edward Snowden oder US-Apollo Astronaut Buzz Aldrin, der sich für eine benannte Marsmission aussprach. Diese eher „externen“ Stars fehlen heute.
De facto ist die Veranstaltung kostenlos besuchbar, auch wenn ein Preisschild aufgestellt wird. Viele Unternehmen verteilen Codes, die dafür sorgen, dass sich der Preis auf Null senkt. Lange war die Veranstaltung ein reiner Männerclub, seit etwa vier oder fünf Jahren sieht man zunehmend mehr Frauen, die in der Tech-Branche arbeiten.
Ich habe über einige Ausgaben hier und hier zum Beispiel einst berichtet. Außerdem hat mir der CEO der Veranstalterfirma ein Interview für meinen Podcast gegeben.
Die ganze Veranstaltung ist über fast eine Woche angelegt. Es gibt hunderte von Einzelevents in unterschiedlichem Format, gepaart mit einer Ausstellung, auf der sich Unternehmen in größeren, aber meist kleine Ständen präsentieren.
Diesmal habe ich zwei Tage eingeplant, Mittwoch und Donnerstag, und habe mir einige Vorträge angehört. Ich habe hier die Phase des Erstarkens von Amazon Web Services (AWS) und den Aufstieg von Social Media in Europa miterlebt, aus der Perspektive eines Hostingunternehmens, von denen es einst in Deutschland sehr sehr viele gab, mehr als 2.000. Mittlerweile hat sich der Markt stark konsolidiert und der Angstgegner für alle heißt Amazon.
Auch wenn wir derzeit eine Krise von Social Media sehen, der die User veranlasst, neu über ihre Internetaktivitäten nachzudenken und sich zumindest eine eigene Domain mit Mailbox zu registrieren, bleibt AWS unangefochten an der Spitze. Über eine AWS-eigene Veranstaltung habe ich hier geschrieben. In gleichem Atemzug muss man Microsoft Azure und Google Cloud nennen. Ein neuer Player ist mit Alibaba entstanden, einst ein chinesischer Onlinehändler, mittlerweile aber ebenso wie Amazon im Cloudbusiness höchst aktiv.
Google Cloud und Alibaba waren in diesem Jahr mit eigenen Keynotes beziehungsgweise Präsentationen vertreten. In den Vorjahren war das kaum der Fall. Auch der deutsche Player Ionos (der Provider, der früher als 1&1 bekannt war) ist mittlerweile deutlich sichtbarer, während Microsoft überhaupt nicht mehr zu sehen ist.
Was aber hier schnell klar wird: Kein deutsches oder europäisches Unternehmen hat AWS oder Alibaba etwas ähnliches an Produkten oder Services entgegenzusetzen. Das stimmt etwas traurig.
Natürlich sieht man hier jede Menge durchaus innovativer Services, allerdings wenig in Richtung Maschinellem Lernen. Gelegentlich fällt „AI“ in der einen oder anderen Präsentation.
Updates folgen.